Privatjets - Wir können uns die Reichen nicht leisten

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15 Aktivist*innen von Scientist Rebellion blockieren ein Privatjet-Terminal in Berlin
Unter der Woche heben über 50 kleinere Flugzeuge und Privatjets vom GAT (General Aviation Terminal) in Berlin-Schönefeld ab. Die häufigsten Ziele waren 2019 München, Moskau, Nizza und London.

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ROBIN WOOD Flugverkehrsreferent Jonas Asal begleitet die Sitzblockade der Gruppe Scientist Rebellion vor einem Privatjet-Terminal in Berlin
"Wie wollen wir die Menschen in Deutschland überzeugen Energie zu sparen und klimafreundlicher zu leben, während Superreiche weiter unbekümmert mit dem Privatjet den Planeten zerstören?" so Jonas Asal, Flugverkehrsreferent bei ROBIN WOOD.

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Aktivist*innen blockieren einen Privatjet am Flughafen Schiphol
Aktivist*innen blockierten am Wochenende zu Beginn der COP einen Privatjet am Flughafen Schiphol. Laut BBC flogen zu Beginn der Konferenz rund 100 Privatjets zum Konferenzort Sharm El-Sheikh
Foto ▸ Marten van Dijl

Während vielen Teilnehmenden bei der 27. UN-Klimakonferenz (COP) in Ägypten angesichts drohender Zukunftsszenarien die Sorge aus dem Gesicht spricht, entscheiden sich über 3000 km entfernt rund 15 Wissenschaftler*innen für eine Blockade statt den Konferenzraum. Vor dem Eingang des  Privatjet-Terminals am Flughafen Berlin-Schönefeld machen sie klar: Die Welt kann sich angesichts ihrer drohenden Zerstörung die Reichen nicht mehr leisten.

Grundsätzlich gilt, dass Flugzeuge das ungerechteste Verkehrsmittel sind, denn 1% der Weltbevölkerung ist für 50 % aller Flugemissionen verantwortlich. Noch deutlicher wird diese Ungerechtigkeit bei privaten Flugzeugen: Wer eine eigene Cessna oder einen noch extravaganteren Gulfstream Jet besitzt, verfügt laut Transport & Environment im Durchschnitt über ein Vermögen von 1,3 Mrd. Euro. Auch wer ein Flugzeug privat chartert, muss dafür pro Flug zehntausende Euro hinblättern. Eine kleine Minderheit von Superreichen stößt bequem im Privatjet sitzend innerhalb weniger Minuten so viel Treibhausgase aus, wie die meisten anderen Menschen in mehreren Monaten.

Privatjet-Flüge werden oft damit verteidigt, sie würden Geschäftsleuten wichtige Zeitersparnisse ermöglichen. Tatsächlich zeigt ein Bericht von Transport & Environment, dass die meisten Privatjets zu Freizeit-Zwecken geflogen werden und nur wenige hundert Kilometer in der Luft sind, also auf Strecken, die leicht mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden können. Dass die meistgeflogenen Strecken in Europa von Städten wie London, Paris oder Genf in sonnige Gebiete nach Südfrankreich und Italien führen, zeigt vor allem eins: Privatjets sind maßloser Luxus. Prominente mit eigenen Privatjets wie Kim Kardashian, Elon Musk oder auch Fußballer, die sich von sogenannten Concierge Agenturen Luxusurlaube mit dem Privatjet organisieren lassen, leben einen Lebensstil vor, der extrem klimaschädliches Verhalten zelebriert. In den letzten Jahren heben sogar immer mehr Privatjets ab – das Wachstum der Privatjet-Emissionen ist noch höher, als das von kommerziellen Linienflügen.

Die Wissenschaftler*innen in der Sitzblockade finden diese Luxus-Emissionen angesichts der Zerstörung von Lebensgrundlagen in Ländern des Globalen Südens und der sich zuspitzenden Energiekrise zurecht nicht hinnehmbar und fordern ein sofortiges Verbot von Privatjet-Flügen. ROBIN WOOD unterstützt diese Forderung und macht darauf aufmerksam, dass der Privatjet-Luxus für Superreiche sogar durch Steuergelder mitfinanziert wird. Private Flüge sind aktuell vom EU-Emissionshandel und von der deutschen Luftverkehrabgabe ausgenommen, ebensowenig fällt eine Kerosinsteuer an. Während private Haushalte zum Energie sparen aufgefordert sind und sich angesichts steigender Lebenshaltungskosten immer drängendere Gerechtigkeitsfragen stellen, sind verschwenderische Vergnügen wie Privatjet-Flüge nicht länger hinnehmbar. Welches bessere Signal könnte die deutsche Regierung also pünktlich zur Weltklimakonferenz senden, als ein Verbot von Privatjets?