Der als rollstuhlgerecht ausgewiesene Eingang eines Regionalzuges

Mobilität für Alle - barrierefrei und klimagerecht!

Persönliche Erfahrungen zeigen: Auf dem Weg zu einer barrierefreien Bahn ist noch viel zu tun

11. April 2024
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Im Sommer 2022 ist Cécile Lecomte mit dem ICE unterwegs. Eigentlich ganz normal – bis sie und ihr Rollstuhl von der Polizei aus dem Zug geworfen wurden. So erfährt die ROBIN WOOD-Aktivistin am eigenen Leib  die schmerzhaften Konsequenzen fehlender Barrierefreiheit der Bahn: Sie wurde ohne Mobilitätshilfe aus einem ICE geworfen – zu Unrecht und unter körperlichem Zwang. Nun geht sie dagegen vor.

Vorausgegangen war ihrem Rauswurf ein Konflikt um den knapp bemessenen Platz für Rollstühle und Kinderwägen im ICE. Als Cécile dies beanstandete, wurde sie mit Hilfe der Polizei aus dem Zug geworfen. In einem Interview mit der Redaktion "graswurzelrevolution" erzählt die Aktivistin: "Die Polizei trug gegen meinen Willen meinen Rollstuhl aus dem Zug – wohlgemerkt nicht sachgerecht – und forderte mich auf 'aufzustehen'. Es war Dienst nach Vorschrift: Die Zugchefin habe das Hausrecht, weshalb ich den Zug verlassen müsse. Ob ich anschließend hilflos dastehe ohne Möglichkeit, von dem fremden Bahnhof wegzukommen, interessierte sie nicht."

Die Aktivistin kritisiert, dass die Bahn ableistisch, also diskriminierend gegenüber Menschen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen, gehandelt habe: "Ich erwiderte, ich sei der Auffassung, dass die Verstöße der Bahn gegen die Vorschriften der Barrierefreiheit – hier ganz konkret der zu schmale Rollstuhlplatz – und gegen die UN-Behindertenrechtskonvention sicherlich schwerer wiegen als mein 'Unkooperativsein', meine Weigerung, nach ihrer Pfeife zu tanzen."

Jetzt geht sie juristisch gegen das Verhalten der Deutschen Bahn vor. Cécile verlangt Schmerzensgeld und argumentiert, es wurde gegen das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Vor Gericht trug sie kürzlich das Geschehen vor und bot Beweismittel wie Zeugenaussagen, Bildmaterial und eine Ortsbegehung an.

Darauf folgte eine Stellungnahme der Deutschen Bahn durch deren Anwalt. Diese ist geprägt von Unkenntnis über die Abläufe für Reisende mit Rollstuhl und der Rechte von Menschen mit Behinderung, wie sie unter anderem in der UN-Behindertenrechtskonvention definiert sind. Trotz Videomaterial von der Situation wurden in dieser Stellungnahme falsche Annahmen getroffen. Der Anwalt der Bahn ist beispielsweise der Auffassung, eine schwerbehinderte Rollstuhlfahrerin könne auf Aufforderung ohne Weiteres einen Zug mit Stufen verlassen.

Immer wieder setzt sich ROBIN WOOD mit vielfältigen Aktionen für eine sozial gerechte und ökologische Mobilitätswende für Alle ein. Dabei kämpft ROBIN WOOD nicht nur für einen Ausbau des Bus- und Schienenverkehrs, sondern auch für bezahlbare Tickets und Barrierefreiheit im ÖP(N)V, die allen Menschen eine klimafreundliche Mobilität ermöglicht.

ROBIN WOOD steht solidarisch mit Betroffenen von Ableismus und fehlender Barrierefreiheit im ÖP(N)V und unterstützt Cécile weiter in ihrem Kampf für eine barrierearme Mobilität für alle!

Setze auch Du Dich ein für eine barrierefreie und klimagerechte Mobilität! Weitere Infos zum Vorfall der ROBIN WOOD-Aktivistin findest Du hier. Viele weitere Geschichten und Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen zu Barrieren beim Reisen zeigt die Initiative Barrierefreie Bahn auf.

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