Internationale Waldpolitik: Greenpeace verlässt den FSC

Das Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft (FSC) verliert mit Greenpeace International eines seiner wichtigsten Mitglieder. Nach 25 Jahren Mitarbeit hat Greenpeace nun öffentlich verkündet, nicht länger Mitglied des FSC sein zu wollen. Zur Begründung heißt es, man habe das Vertrauen verloren, dass durch das Siegel allein Wald bewahrt und geschützt werden könne. Vielmehr sei das bei Papierproduzenten und anderen Nutzern von Holz begehrte FSC-Siegel, zu einem „Instrument für die Forstwirtschaft und die Gewinnung von Holz“ geworden. Das Siegel habe zwar in einigen Regionen Erfolge erzielt, versage aber in „Hochrisikoregionen, wo demokratische und zivilgesellschaftliche Institutionen schwach sind und die Korruption hoch ist“. Greenpeace kritisiert vor allem die fehlende Transparenz des Systems. So fehlten digitale Karten, die die zertifizierten kommerziell genutzten Wälder anzeigten.

Auch ROBIN WOOD war zunächst Mitglied im FSC International. Nach Bekanntwerden von Kahlschlag-Praktiken und der Zertifizierung von Hölzern aus ökologisch und sozial höchst problematischen Plantagen, trat ROBIN WOOD jedoch bereits 2009 aus dem FSC International aus.

Das Forstsiegel FSC wurde 1993 auch auf Initiative von Umweltorganisationen wie Greenpeace gegründet, um nachhaltige Forstwirtschaft erstmals glaubhaft zu zertifizieren. Der FSC bindet sowohl die Produzenten, die Holzkäufer sowie Umweltverbände und soziale Verbände, wie Gewerkschaften, gleichberechtigt in seine Entscheidungsstrukturen ein. Ziel ist, die nachhaltige Waldnutzung unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte langfristig zu sichern. Das FSC-Logo ist mittlerweile das bekannteste Siegel für „nachhaltig“ erzeugtes Holz.

Nach zahlreichen Skandalen um das Siegel gibt Greenpeace nun seine langjährigen Bemühungen auf, den FSC von innen heraus beeinflussen zu wollen. Immer wieder hatten Umweltorganisationen in den letzten Jahren die Verletzung von Nachhaltigkeitskriterien durch FSC-Mitglieder angeprangert und dem FSC ein Versagen beim Schutz von Wäldern vorgeworfen.

So wurde zum Beispiel in Indonesien das FSC-Siegel ausgerechnet an das koreanisch-indonesische Palmöl-Unternehmen Korindo vergeben. Dieses rodet unter anderem in Papua wertvollen Tropenwald für seine Ölplantagen. Aber auch in Europa gab es Rodungen von wertvollen Wäldern durch FSC-Unternehmen. ROBIN WOOD hat dagegen zusammen mit der schwedischen Umweltorganisationen Protect the Forest einen Protestbrief initiiert.

Der „Austritt“ von Greenpeace wird in der Umweltbewegung weitgehend als konsequent erachtet. Zu oft waren Hoffnungen durch den FSC International enttäuscht worden. Aber was kommt jetzt? Am wirkungsvollsten wären staatliche Maßnahmen mit wirkungsvollen Sanktionsmechanismen zum Schutz der Wälder. Die Herausforderung besteht allerdings darin, dass viele Wälder gerade in Ländern mit schwachen Regierungssystemen liegen - gerade dort also, wo auch das FSC-System seine größten Schwachstellen hat. Andere Zertifizierungssysteme wie der PEFC sind in ihren Anforderungen deutlich schwächer als der FSC und keinesfalls eine Alternative. Der FSC ist global gesehen immer noch das beste Zertifizierungssystem, das wir derzeit haben.

In Zukunft müssen wir daher noch mehr als zuvor auf eine Holznutzung drängen, die die Vermeidung an erste Stelle stellt, insbesondere bei Wegwerfprodukten wie Papier und Pappe. Auch die energetische Nutzung von Holz ist in den meisten Fällen eher schädlich als sinnvoll. Danach ist eine konsequente Mehrfachnutzung oder sinnvolles Recycling nötig. Falls dies nicht möglich ist, ist die Nutzung von Naturland- oder FSC-Hölzern möglichst aus der Region wünschenswert.

Zu beachten ist die Unterscheidung zwischen dem FSC International und den unterschiedlichen nationalen Systemen. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, ist der FSC nach wie vor ein sinnvolles Instrument für eine nachhaltigere Nutzung der Wälder. Daher ist Robin Wood - ebenso wie der BUND und der NABU - weiterhin Mitglied im FSC Deutschland. Hier setzen wir uns in der Umweltkammer für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Systems ein.

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tropischer Wald
Luftbild Tropenwald
Foto ▸ ROBIN WOOD