Gewalt in den Karpaten Vertragsverletzungs-Verfahren steckt fest

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Mitglieder von Agent Green, Delic und Greenpeace Romania in der Gemeinde Panaci im Kreis Suceava, die dem Vorfall am nächsten liegt.
Foto ▸ Agent Green

Schon wieder wurden in den rumänischen Karpaten Menschen brutal angegriffen, die sich für den Schutz der wertvollen Wälder einsetzen. Und noch immer gibt es keinen Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die illegalen Abholzungen und Menschenrechtsverletzungen. Wir müssen weiter dran bleiben!

Ende September wurden zwei Journalisten und ein Umweltaktivist bei den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über die illegale Abholzung von Wäldern in Rumänien angegriffen. Etwa 20 Angreifer verprügelten sie. Einige von ihnen wurden später festgenommen. Bei dem Übergriff wurde die Ausrüstung und die Aufzeichnung zerstört.

Der Vorfall ist bei weitem nicht der erste seiner Art. In den letzten Jahren fanden regelmäßig Übergriffe auf Menschen statt, die sich in den rumänischen Karpaten um den Erhalt und den Schutz der Wälder bemühen - darunter auch mehrere Morde.

Doch die Waldnaturschutz-Szene zeigt Solidarität und Unterstützung. Direkt nach dem Vorfall reisten mehrere Aktive der Umweltorganisationen Agent Green, Declic und Greenpeace Romania in die Gemeinde Panaci im Kreis Suceava, die dem Vorfall am nächsten liegt. Sie drückten ihre Solidarität mit den Betroffenen aus und forderten eine zügige Aufklärung. "Die Wahrheit muss so schnell wie möglich ans Licht kommen. Künftige Generationen verdienen die Chance, in einer besseren Gesellschaft aufzuwachsen. Eine, in der wir uns alle sicher, geschützt und von den Behörden respektiert fühlen", betonten die Naturschützer*innen.

Kurz darauf verurteilten auch die rumänischen Behörden den Angriff und forderten eine rasche Aufklärung. Auch Innenminister Lucian Bode äußerte sich zu dem Überfall. Er sei verwundert, da die Betroffenen legitime Abholzungsaktivitäten gefilmt hätten.

Große Reden schwingen hilft hier jedoch nicht viel. Nun müssen Taten folgen, Herr Bode!

Unserem ROBIN WOOD-Team hat der Vorfall ein weiteres Mal gezeigt, wie tief die Gräben zwischen der Holzindustrie und den Waldnaturschützer*innen sind. Ein spontaner Mob von 20 Personen, der gezielt Waldnaturschützer angreift – krasser kann die rumänische Holzmafia nicht ihr brutales Gesicht zeigen. Wir empfinden Mitgefühl und Solidarität mit allen von der Holzmafia betroffenen Menschen in Rumänien.

Nicht weiter erstaunlich ist es, dass die Europäische Kommission letztes Jahr ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien einleitete, das die intransparente Waldwirtschaft und massive Waldzerstörung in Schutzgebieten ankreidete. Mit Spannung verfolgten Waldnaturschützer*innen weltweit den Fortgang des Geschehens. Doch passiert ist bisher nicht viel. Rumänien reagierte nur wenig und die EU präsentierte Alibimaßnahmen. Nun bangen alle Waldschützer*innen, dass die Europäische Kommission das Verfahren einstellt, bevor es zur Anklage beim Europäischen Gerichtshof kommt. Das wäre eine Bankrotterklärung für das gesamte europäische Natura 2000-Schutzgebietsnetz. Denn wenn Waldfrevel nicht einmal in den wertvollen karpatischen Wäldern geahndet werden, dann werden sie wohl nirgendwo verfolgt. Und der illegale Holzeinschlag in den rumänischen Karpaten geht derweil ungehindert weiter. Europas Naturerbe wird weiter unwiederbringlich zerstört.

Doch einen kleinen Lichtblick gibt es hier: Letzte Woche, am 7. Oktober, forderten zehn Mitglieder des Europäischen Parlaments die Europäische Kommission in einem Brief auf, dringend zu handeln und ihre Verpflichtungen als Hüterin der Verträge zu erfüllen. ROBIN WOOD schließt sich dieser Forderung an! Die sensiblen Ökosysteme und die letzten zusammenhängenden Buchenurwälder dürfen nicht länger der Kettensäge preis gegeben werden. Und das Natura 2000-Konzept muss glaubwürdig seinen Schutzstatus erfüllen!