Film-Tipp: „Das grüne Gold“

01. November 2017
Wald
Michael Freerix
Robin Wood Berlin
Blog

Es ist nicht gar so lange her, dass international agierende Unternehmen begannen, ihr Geld in die Spekulation mit Lebensmitteln und ihrer Herstellung zu investieren. Inzwischen geschieht es immer häufiger. Riesige Monokulturen werden angelegt – allein für den Export. Der Filmemacher Joakim Demmer zeigt in seiner Dokumentation „Das grüne Gold“ die Folge dieser Spekulation, die allgemein als ‚Landraub’ bezeichnet wird, am Beispiel von Äthiopien.

Dort hat die Regierung entschieden, bewaldete Flächen an internationale Korporationen zu verkaufen. In diesen Wäldern leben indigene Volksgruppen. Sie werden daraus vertrieben, unter dem Vorwand, sie zur besseren Versorgung mit Medizin und Bildung in Dörfer zusammenzufassen. ‚Verdorfung’ heißt diese Politik der äthiopischen Regierung. Diese ‚Verdorfung’ wird von der Weltbank finanziert. Zwei Milliarden Dollar hat die äthiopische Regierung bisher für diese Maßnahmen erhalten. Anschließend wird der nun menschenleere Wald ‚gerodet’, das heißt einfach abgebrannt, und die verbrannte Fläche in Ackerland verwandelt. Angebaut wird dort Reis, für den Export.

Zu Niedrigstlöhnen arbeiten dort teilweise auch Menschen, die zu den Vertriebenengruppen gehören, weil es um ihre neuen Siedlungen herum keinen Wald mehr gibt, von dem sie einstmals leben konnten. Um nicht auf internationale ‚Lebensmittelspenden’ angewiesen zu sein, nehmen sie Arbeit als Tagelöhner an.

Diese Entvölkerungspolitik nimmt so gravierende Ausmaße an, dass sich Vertriebene wehren, die neu gebauten Farmen überfallen und dort Blutbäder anrichten. Die Regierung schickt daraufhin Soldaten, die durch die neuen Dörfer ziehen und aus Rache viele Menschen ermorden. Gleichzeitig werden diese großen Farmen unter Armeeschutz immer weiter ausgebaut, sogar Nationalparks fallen diesem Landraub zum Opfer. Die Vertriebenen beschweren sich bei der Weltbank, damit diese die Finanzhilfen für die äthiopische Regierung einstellt. Die Weltbank ignoriert diese Beschwerden. Immer häufiger kommt es zu bewaffneten Aufständen, ganze Regionen werden destabilisiert. Vor dieser fliehen die Menschen ins umliegende Ausland. Doch die Regierung macht unverhohlen weiter. Schließlich bringt der Export von Reis der Regierung Devisen ins Land – nur eben auch Hunger und Entrechtung für Teile der eigenen Bevölkerung.

Joakim Demmer lässt Verfolgte, Geflohene, Staatsbeamte und Investoren zu Wort kommen, so dass ein Panorama dieser Eskalation entsteht. Sieben Jahre hat er an der Herstellung dieses Filmes gearbeitet. Nur selten sieht man ein Thema so effektiv, konsequent und beinahe sachlich geschildert, wie in ‚Das grüne Gold’. Und umso wütender macht das Gezeigte.

("Das grüne Gold", Regie: Joakim Demmer; Verleih: Neue Visionen. Kinostart war am 05.10.2017.)