Eichen schützen, Porsche stoppen
Wie geht es weiter mit dem Bosco D’Arneo? ROBIN WOOD bleibt dran gegen den Ausbau der Porsche-Teststrecke
In Apulien im südlichen Italien stehen sich zwei Kontrahenten gegenüber: Der deutsche Autokonzern Porsche und ein Hunderte Jahre alter Steineichenwald. Es ist der einzige Wald weit und breit inmitten abgestorbener Olivenhaine. Eine wirkliche Seltenheit in der Gegend! Das interessiert Porsche herzlich wenig. Hier wird der Ausbau einer Testrennstrecke für Prototypen und Geschwindigkeitsrekorde geplant. Dafür sollen 200 Hektar alter, gesunder Eichen den Weg frei machen.
Was plant Porsche?
Der Wald, der für den Ausbau der Porsche-Rennstrecke gerodet werden soll, steht als Natura 2000-Fläche unter dem Schutz der EU. Der Bosco D’Arneo ist ein gesunder und intakter Wald – eine Seltenheit in Süditalien. Er darf nach EU-Recht nur angetastet werden, wenn die geplante Maßnahme dem Gemeinwohl dient. Genau das aber bezweifelt selbst die EU-Kommission. EU-Umweltkommissar Sinkevičius hat nach Informationen des Bündnisses die italienische Regierung aufgefordert, weitere Beweise für das „öffentliche Interesse“ an dem Projekt vorzulegen. Die vorgesehene Rodung des völlig gesunden Arneo-Waldes ist daher gestoppt – allerdings nur vorläufig für sechs Monate.
Die Zerstörung und Betonierung von Waldflächen für Luxuskarossen hat keinen Nutzen für die Allgemeinheit. Intakte Wälder sind grundlegend für den Schutz von Klima, Artenvielfalt und Gesundheit. Daher darf die Rennstrecke nicht ausgebaut werden. Der Schutz des Arneo-Waldes muss auf Dauer sichergestellt werden! Als Ausgleichsmaßnahme für die Rodung will Porsche auf 600 Hektar neue Baumsetzlinge pflanzen. Diese müssten jahrzehntelang künstlich bewässert werden, um unter den sich zuspitzenden klimatischen Bedingungen Apuliens zu wachsen. Ob sich ein intaktes Ökosystem nach vielen Jahrzehnten einstellen würde, ist äußerst fraglich. Für die Bewässerung der Setzlinge wären enorme Mengen an Grundwasser erforderlich. Die Versalzung des Grundwassers in der Region durch nachdrückendes Meerwasser würde dadurch deutlich verstärkt. Bisher besitzt Porsche nur eine Genehmigung zur Entnahme von Grundwasser bis zu 1.000 Kubikmetern pro Jahr für hygienische Zwecke und für den Brandschutz. Die nach EU-Recht vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen sind daher zum Scheitern verurteilt. Sie würden nicht dem Natur- und Umweltschutz dienen, sondern allenfalls dem Greenwashing von Porsche, indem sie einen frappanten Umweltfrevel verschleiern.
Druck gegen Porsche
Damit der Druck auf Porsche wächst, den geplanten Ausbau einer Auto-Teststrecke in Italien zu stoppen, war ROBIN WOOD bereits mit zwei Aktionen aktiv: In Wolfsburg anlässlich der VW-Hautversammlung und in Stuttgart anlässlich der virtuell stattfindenden Jahreshauptversammlung der Porsche Aktiengesellschaft. Umweltschützer*innen von ROBIN WOOD und dem Bündnis „Custodi del Bosco d'Arneo“ protestierten vor dem Porsche-Showroom in Stuttgart, der Stadt, in der der Autobauer seinen Stammsitz hat. „Porsche, Hände weg vom Eichenwald!“, forderte sie gemeinsam. ROBIN WOOD veröffentlichte zudem einen offenen Brief an die Präsidenten der italienischen Region Apulien und der Provinz Lecce sowie an die Bürgermeister*innen der Gemeinden Nardò und Porto Cesareo. Darin setzen sich über 20 Wald- und Umweltschutzinitiativen aus Europa und der ganzen Welt für die endgültige Absage des Projekts ein. ROBIN WOOD appellierte darin: Sorgen Sie für die Umsetzung bestehenden EU-Rechts zum Schutz der Natur! Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um den Bosco D’Arneo langfristig zu schützen! Widersetzen Sie sich dem Druck eines internationalen Auto-Konzerns, Profitinteressen über den Umweltschutz zu stellen!
Wie geht es jetzt weiter?
ROBIN WOOD plant weitere Schritte, um gemeinsam mit der lokalen Initiative gegen die Rodung vorzugehen. Dabei gibt es verschiedene Adressat*innen: Den Autobauer Porsche, der selbst seine Ausbaupläne zurückziehen kann. Die EU-Kommission, die bereits Druck aufgebaut hat, nun aber nach der EU-Wahl aus ökologischer Perspektive geschwächt dasteht. Und zuletzt die regionale Politik in Apulien, die entscheiden kann, die Rodungen langfristig zu verhindern. Nach aktuellem Stand sind die Rodungen bis Oktober ausgesetzt. Es gilt nun also: Dran bleiben, Informationen einholen, im richtigen Moment vor Ort sein. Dafür arbeitet ROBIN WOOD, vernetzt und informiert sich weiter. Denn ROBIN WOOD kämpft für eine Mobilitätswende, die vor allem bedeutet, Prioritäten zu verschieben: Der Schutz unserer natürlichen Umwelt statt Rennwagen, Wald statt Teststreckenausbau.