Demonstration in Lingen

700 Menschen demonstrieren für die Schließung der Uranfabrik und einen Exportstopp

01. November 2016
Energie
Cecile Lecomte
Robin Wood Hamburg/Lüneburg
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Eichhörnchen
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Verhältnismäßiger Polizeieinsatz?
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Robin Wood auf der Demonstration in Lingen am 29.10.16
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Robin Wood auf der Demonstration in Lingen am 29.10.16
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Robin Wood auf der Demonstration in Lingen am 29.10.16
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Robin Wood auf der Demonstration in Lingen am 29.10.16
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O. Samain
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O. Samain
Blog

Es kommt nicht alle Tage, dass in Lingen 700 Menschen zusammen kommen, um gegen die Atomkraft zu demonstrieren. Als wir 2012 zum ersten mal mit einer Sitz- und Luft-Blockade gegen die Brennelementefabrik in Lingen protestierten, war diese Anlage in der Antiatombewegung so gut wie kein Thema – und in der breiten Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt. Die regelmäßigen Demonstrationen und Blockadeaktionen in der Innenstadt und an der Brennelemenefabrik haben Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Die Demonstration vom vergangenen Samstag schaffte es in die Tagesschau und Die Politiker*innen fühlen sich verpflichtet, Stellung zu nehmen  – auch wenn es bei Erklärungen bleibt und man sich  – wie auch beim Thema Urananreicherung in Gronau – zum Thema Schließung der Anlage die Verantwortung zwischen Land und Bund hin und her schiebt.

Sehr schön waren in Lingen die bunte Mischung aus den Reihen der Demonstrant*innen und der Besuch aus Belgien, Frankreich und Russland – der Polizeieinsatz kam mir dagegen lächerlich und übertrieben vor. Die bewaffneten Polizisten mit Helm und Schusssichere Weste passten nicht so richtig ins Bild.

Ich habe mich riesig gefreut, die Freund*innen aus Russland wieder zu sehen. Wir arbeiten schon lange zusammen. Wir konnten 2009 indem wir gemeinsam öffentlichen Druck aufbauten und öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführten, dem Export von Atommüll von der UAA Gronau nach Russland ein Ende setzen und treffen uns seither immer mal bei Demonstrationen oder Urankonferenzen. Ich bewundere die Stärke der russischen Aktivist*innen, die trotz der gewaltigen Repression (Stichwort „Foreign Agent“ und andere Schweinereien) am Ball bleiben und für eine atomkraftfreie Welt weiter kämpfen. In der nächsten Ausgabe der Zeitschrift Graswurzelrevolution werden ein Artikel über Lingen sowie eine ins Deutsche Übersetzte Niederschrift der Rede eines russischen Aktivisten erscheinen.

Die Demonstration war für Vernetzung sehr gut. Im Anschluss daran berichtete eine französische Aktivistin vom französischen Anti-Atom-Dachverband Sortir du nucléaire über die aktuellen Entwicklungen in Bure. Sie berichtete über die im Sommer begonnenen Bauarbeiten für das künftige atomare Endlager und den Widerstand dagegen (siehe auch der Artikel darüber) und lud dazu ein, den Widerstand zu unterstützen.

Ich übernehme die Pressemitteilung des Trägerkreis der Lingen-Demonstration vom 29.10.2016.

700 fordern bei überregionaler Anti-Atomkraft-Demonstration in Lingen:  „Atomkraft jetzt den Saft abdrehen – Uranfabriken schließen!
Brennstoffexporte stoppen!“


Mit einer überregionalen Demonstration am Atomstandort Lingen haben rund  700Menschen am heutigen Samstag, 29. Oktober, ein deutliches Zeichen für
die Notwendigkeit eines umfassenden und sofortigen Atomausstiegs  gesetzt. Die Demonstration stand unter dem Motto: „Atomkraftwerken den  Saft abdrehen! Brennstoffversorgung aus Lingen und Gronau stoppen!“

Von der Bundesregierung sowie den Landesregierungen in Niedersachsen und  NRW forderten die beteiligten Initiativen und Verbände u. a. die sofortige Stilllegung Artikel der niedersächsischen Atomkraftwerke Lingen und  Grohnde sowie der Brennelementefabrik Lingen (Niedersachsen) und der  Urananreicherungsanlage Gronau (NRW).

Bei der Demonstration in Lingen kamen neben Rednerinnen und Rednern aus  den Regionen Emsland, Münsterland und Wendlandauch Mitglieder von  Anti-Atomkraft-Organisationen aus Belgien und Frankreich zu Wort, die  vom Brennelemente-Export aus Lingen besonders stark betroffen sind. Den  weitesten Weg hatte ein Kundgebungsredner aus Russland.Uranfabriken in Gronau und Lingen sofort stilllegen!

Mit der Demonstration in Lingen hat die Anti-Atomkraft-Bewegung die  internationale Bedeutung der Atomstandorte Lingen und Gronau, die beide  nur ca. 40 Kilometer voneinander entfernt sind, in den öffentlichen  Fokus gerückt. Verknüpft werden beide Standorte durch gefährliche  Atomtransporte. Die Urananreicherungsanlage in Gronau gehört zum  Urenco-Konzern und produziert angereichertes Uran, das international in  Brennelementefabriken und Atomkraftwerken zum Einsatz kommt. In der  Lingener Brennelementefabrik des französischen Atomkonzerns Areva werden  Brennelemente für belgische und französische Schrottreaktoren hergestellt.

Im Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration hieß es: „Während die  verbleibenden 8 deutschen Atomkraftwerkebis Ende 2022 abgeschaltet  werdensollen, bleibt die nukleare Infrastruktur unangetastet. Sowohl die  Brennelementefabrik in Lingen (Niedersachsen) als auch die  Urananreicherungsanlage in Gronau (NRW) verfügen weiterhin über eine  unbefristete Betriebsgenehmigung. Beide Uranfabriken versorgen  Atommeiler in aller Welt mit Brennstoff, so auch die besonders maroden  Meiler Tihange, Doel, Fessenheim und Cattenom.“

Die Anti-Atomkraft-Bewegungdrängt darauf, die Ausfuhr nuklearer  Brennstoffe von Gronau und Lingen an die maroden AKW in Belgien und  Frankreich sofort zu unterbinden. Dieser Exportstopp ist – laut einem  Gutachten der IPPNW – rechtssicher möglich. Die Anti-Atomkraft-Bewegung  fordert zudem, dass die Uranfabriken in Lingen und Gronau in den  Atomausstieg einbezogen und sofort stillgelegt werden. Die Forderung  nach Stilllegung der beiden Anlagen wird seit diesem Jahr auch von den  Umweltministerinnen und Umweltministern aller Bundesländer erhoben.

Reaktorkatastrophe in Lingen, Doel oder Fessenheim hätte verheerende  Konsequenzen

Der„Trägerkreis Lingen-Demonstration 29.10.2016“, der die Demonstration  organisiert hat, ist darüber erfreut, dass am Samstag besorgte Menschen  aus Lingen und Umgebung gemeinsam mit Menschen aus anderen Regionen auf  die Straße gegangen sind. Die Gefahren, die von den Atomanlagen in  Lingen und anderswo ausgehen, sind nicht auf einen Ort beschränkt. Eine  Reaktorkatastrophe in Lingen, Doel oder Fessenheim hätte in weiten  Teilen Europas verheerende Konsequenzen. Dies verdeutlicht auch das in  den letzten Tagen veröffentlichte Gutachtenzu den möglichen Folgen eines  Super-GAUs im belgischen AKW Tihange. Radioaktivität kennt keine Grenzen  – und der internationale Widerstand gegen die Atomindustrie und das  Engagement für erneuerbare Energien und nachhaltige Arbeitsplätze auch  nicht.