Auf dem Weihnachtsmarkt gegen Kohlekraft
Bei kaltem und regnerischem Wetter kommt am Samstagmorgen gegen neun Uhr eine Gruppe von größtenteils grün bekleideten Menschen am Bahnhof in Stade an und macht sich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt.
Grund für den Besuch sind allerdings nicht die Stände mit den Weihnachtsnaschereien oder die allgemeine weihnachtliche Stimmung, sondern ein großer Chemiekonzern, der mit seinen klimaschädlichen Plänen so manche Festtage versauern könnte!
DOW Chemical betreibt in Stade ein großes Chemiewerk und möchte den eigenen Energiebedarf an Strom dafür mit einem eigenen Kraftwerk auf dem Gelände decken. Nennen, will der Konzern sein Kraftwerk schlicht „Industriekraftwerk“ doch tatsächlich verbirgt sich dahinter ein Kraftwerk, das mindestens 80% Steinkohle verbrennen soll.
Ein derartiges Vorhaben ist angesichts der globalen Erwärmung und der Dringlichkeit des Kohleasustiegs absolut unverantwortlich. Allein die Planung eines neuen Kohlekraftwerks zeigt, dass in Deutschland die Klimapolitik und die Kohlekomission, welche gerade über den Kohleausstieg diskutiert, ihre zukunftsorientierte Arbeit bei weitem verfehlen.
Die Verbrennung von Kohle ist für ein Drittel des CO2 Ausstoßes in Deutschland verantwortlich und trägt somit in großen Maßen zum Klimawandel bei. Schon jetzt spüren Menschen im globalen Süden die Auswirkungen.
Die Kletteraktion fand zeitlich etwa zur Halbzeit der momentan in Kattowitz stattfindenden Klimakonferenz statt. Hier sollen internationale Vereinbarungen erarbeitet und beschlossen werden, um den Klimawandel und dessen Auswirkungen möglichst gering zu halten. Bei der Klimakonferenz 2015 in Paris ist dabei das Zwei-Grad-Ziel entstanden, welches die globale Erwärmung nach Möglichkeit auf unter 2 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung begrenzen soll. Diese Grenze heißt keineswegs, dass nicht auch schon davor irreversible Folgen für Mensch und Umwelt eintreten werden. Doch tatsächlich verfehlt auch Deutschland, welches sich als Vorreiter im Klimawandel präsentiert, die eigenen Ziele weit und muss sich dafür verantworten.
Bei dieser Sachlage scheint es unvorstellbar, dass DOW Chemical noch ein neues Kohlekraftwerk planen kann. Deshalb gibt es schon seit mehreren Jahren Proteste gegen diesen Bau. So hat im September eine große Demo in Stade stattgefunden zu der ein breites Bündnis von lokalen und überregionalen Initiativen, Verbänden und Klimagruppen aufgerufen hatte. Ebenso macht die Kletteraktion am Weihnachtsmarkt sowohl die Öffentlichkeit in Stade als auch das Unternehmen DOW Chemical auf die Absurdität der Planung aufmerksam!
Diese Aktionen haben scheinbar Eindruck gemacht. So meinte die Bürgermeisterin von Stade, Silvia Nieber, danach zu den Aktivist*innen: „Das Kohlekraftwerk wird sich betriebswirtschaftlich für die Dow nicht rechnen. Ich gehe davon aus, dass es nicht realisiert wird.“
Wenn dies tatsächlich stimmt, so hätten die Aktionen einen großen Erfolg in der Bewegung gegen das voranschreiten des Klimawandels und seiner unwiderruflichen Folgen erbracht. Doch solange wir das nicht mit Sicherheit wissen, werden wir die Pläne DOW Chemicals weiter verfolgen und uns weiterhin gegen Kohlekraft in Stade und überall sonst einsetzen!