Akut! RÄUMUNG einer Waldbesetzung in den polnischen Karpaten!

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Winterwald im besetzten Wald in den polnischen Karpaten
Winterwald im besetzten Wald in den polnischen Karpaten
Foto ▸ Nora219A

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Menschen in Wolfskostümen im Wald
Menschen in Wolfskostümen im Wald
Foto ▸ Nora219A

Die Waldbesetzung Nora 219A, die sich gegen Abholzungen in den Karpaten stellt, ist akut von der Räumung bedroht. Erste Menschen und Strukturen wurden bereits geräumt. Die wenige Menschen vor Ort bitten um Unterstützung!

Der folgende Text stammt von der Website der Besetzung Nora 219A und wurde aus dem Englischen übersetzt:

Warum besetzen wir?

Der Wald 219a hat eine spannende Geschichte. Bis 1945 wurde dort kein einziger Baum gefällt. Am Ende "herrschte" eine exklusive Gruppe von Jägern über den Wald und verhinderte, dass er gefällt wurde. Doch nun sollen 30 Prozent der Bäume gefällt werden. Eine Abholzung dieses Ausmaßes hat es in diesem Wald noch nie gegeben.

Der Wald gehört zum Natura 2000-Gebiet "Bieszczady" und grenzt direkt an den Bieszczady-Nationalpark. Aufgrund seines einzigartigen Reichtums an Wildnis hätte er von „der Stiftung zur Bewahrung des Naturerbes“ zum Naturschutzgebiet erklärt werden können. Das Durchschnittsalter der Bäume beträgt zwischen 120 und 160 Jahren. In diesem Wald leben u. a. der Uralkauz und der Weißrückenspecht, die auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten stehen. Außerdem existieren im Wald 13 geschützte Moos-, Flechten- und Lebermoosarten. Zudem haben die Bergwälder die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Sie schützen das ganze Land vor Dürren und Überschwemmungen.

Und das Fällen von Bäumen ist hier offenbar nicht einmal rentabel: Die beiden örtlichen Forstverwaltungsgesellschaften haben in den letzten acht Jahren wegen ihrer Verluste etwas mehr als 30 Millionen Euro erhalten. Das ist dreimal mehr als die 23 Nationalparks Polens bekommen.

Am 3. Januar zogen also Aktivist*innen los, um die Zufahrtsstraße zum Wald zu blockieren. Mit zwei Skypods schützen die “Wölfe“ den Wald, denn Petitionen und auch Blockaden der Forstverwaltung waren nicht genug. Jeder ist eingeladen, sich dem Protest anzuschließen.

Manifest

Wir sind eine Wolfsfamilie, die eine Graswurzelbewegung für den Schutz dieses Karpatenwaldes ist. Wir arbeiten als intersektionelles Kollektiv. Wir treffen Entscheidungen im Konsens. Wir glauben, dass wir einen solchen Umgang miteinander leben können, wie wir auch möchten, dass die Welt funktioniert: ohne Hierarchie, menschliche Herrschaft über andere Wesen, Patriarchat, Queerphobie und Faschismus. Mit radikaler Empathie und Fürsorge.

Wir sind nicht einverstanden mit der Zerstörung der Wildnis mit ihren Tieren und Pflanzen und der Ausbeutung wertvoller Wälder als Holzvorräte. Die Bieszczady-Wälder sind ein äußerst komplexes, sensibles Ökosystem, das viele sehr wichtige Funktionen erfüllt. Diese Wälder sind boden- und wasserschützend, daher hängt die Wassermenge des ganzen Landes direkt von ihrem Zustand ab. Hier fällt der meiste Regen und Schnee. Gebirgsbäche speisen Flüsse, und das überschüssige Wasser wird im Wald gespeichert. Wälder, insbesondere die alten, natürlichen, spielen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz.

Wenn sie weiterhin massiv abgeholzt werden, der Boden mit schwerem Gerät zerkleinert wird und die tiefen Spurrillen der Rückegassen weiterhin ein Meer von Schlamm in die Gebirgsbäche leiten, haben wir keine Chance im Kampf gegen die Dürre im Land, gegen Überschwemmungen, ganz zu schweigen von der Klimakatastrophe.

Unterdessen setzt die staatliche Forstbehörde konsequent den Plan um, Wälder in Gebieten zu zerstören, die in Nationalparks aufgenommen werden könnten oder in denen Reservate vorgesehen sind, um ihren natürlichen Wert zu mindern, so dass es keinen Grund mehr gibt, sie zu schützen.

Wir glauben, dass es unsere moralische Pflicht ist, für die Verteidigung unseres Gemeinwohls zu kämpfen. Angesichts der geplanten Abholzung in einem der wertvollsten Bergwaldgebiete Polens sehen wir die einzige Möglichkeit darin, diese direkt zu verhindern. Damit wir Erfolg haben, benötigen wir finanzielle Unterstützung, um die Logistikkosten zu decken, Material für den Bau von Häusern und Kletterausrüstung zu kaufen und juristische Unterstützung zu leisten.

Heute stehen wir, die Wölfe, für den Wald ein.

Im Namen aller Lebewesen fordern wir Gerechtigkeit zwischen den Spezies.

Wir fordern die Einstellung des Holzeinschlags und der Jagd in den über hundertjährigen Beständen in der Pufferzone des Bieszczady-Nationalparks, in den bereits geplanten und konzipierten Naturschutzgebieten und in allen Wäldern des Landes, die von der Öffentlichkeit und der Wissenschaft als Wälder, die von der Waldbewirtschaftung ausgeschlossen werden sollten, bezeichnet werden.

Wir fordern die sofortige Durchführung von Schutzmaßnahmen und eine Reform der staatlichen Forstverwaltung, die den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. Die Zukunft des Klimas, die Sicherheit unseres Wassers und das Wohlergehen anderer Arten hängen davon ab, denn sie haben das gleiche Recht, in einer vom Menschen unbeeinflussten Umwelt zu leben, frei zu sein und ihre natürlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Der anthropozentrische Kapitalismus nimmt das Land in Beschlag und zerstört die Natur. Wild lebende Tiere machen heute nur noch 4 Prozent aller auf dem Planeten lebenden Säugetiere aus. Stück für Stück nehmen wir ihnen ihren Lebensraum weg und verwandeln ihn für unsere eigenen Bedürfnisse, ohne Rücksicht auf die übrigen Lebewesen.

Alte, naturbelassene Wälder, wie die, die wir verteidigen, beherbergen unzählige Arten - im Karpatenwald leben nicht nur Bär, Wolf, Luchs und Wildkatze, sondern auch Tausende anderer, nicht weniger wichtiger Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.

Da alle anderen Methoden versagt haben, haben wir beschlossen, uns um ihr Wohlergehen zu kümmern und den Wald vor der Gier und dem Machtstreben der Menschen zu schützen. Schulter an Schulter, Pfote an Pfote, egal was kommt, wir schlagen zurück und beginnen die Waldrevolution!

Schließt euch uns an und stellt euch auf die Seite derer, die sich nicht selbst wehren können!

Freie Wälder für alle Lebewesen!

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Anreise
Die Besetzung befindet sich in Ostpolen, inmitten der Karpaten, ihr braucht also einen Tag zum Anreisen. Nach Aussagen eines Unterstützers ist die Strecke scheinbar recht gut trampbar. Von Rzeszow und Warschau aus fährt ein Bus nach Ustrzyki dolne und von dort aus ein Bus nach Muzcne. Ihr könnt auch die Mail des Kollektivs kontaktieren, das euch vielleicht eine Mitfahrgelegenheit organisieren kann.

Vorsicht
Hinweis eines Unterstützers „Die Besetzung liegt an der Grenze zur Ukraine. Boarder-Guards sind unterwegs und ID-Verweigerung deswegen schwer. Wer Boarder-Guards keine ID-zeigt, wird mitgenommen. Niemand weiß, was dann passiert. Offiziell tauschen Cops, Boarder-Guards und Forest-Guards keine Personendaten aus, inoffiziell wissen wir nichts Genaues.“

Aktuellste Infos: Facebookseite der Besetzung