A49: Die Rodungssaison ist vorbei, der Protest noch lange nicht!

Ende letzten Jahres wurde der Dannenröder Wald zum Schauplatz eines Konflikts um die Zukunft der Verkehrspolitik in Deutschland, um essentielle Lebensgrundlagen wie Trinkwasser und CO2-Senken, sowie das Recht aktueller und nachfolgender Generationen auf eine lebenswerte, sozial-ökologisch gerechte Zukunft. "Wald statt Asphalt" war mehr als nur ein Motto - es inspsirierte viele weitere Gruppen und Initiativen bundesweit, noch stärker gegen das Abholzen der Wälder und eine veraltete Politik der Bodenversiegelung und der Automobilität zu protestieren.

Seit gestern ist die diesjährige Rodungssaison in Deutschland offiziell beendet. Aus Natur- und Artenschutzgründen dürfen ab dem 1. März eines Jahres keine Bäume gefällt werden, da sonst die Brutstätten von Tieren zerstört werden könnten. Doch das bedeutet nicht, dass im Dannenröder Wald Ruhe eingekehrt wäre. Gestern hat die Baugesellschaft Deges die gerodeten Flächen im Dannenröder, Maulbacher und Herrenwald an die Straßenbaugesellschaft Strabag AG übergeben, die nun mit den Bauarbeiten für die Autobahntrasse der A49 beginnen möchte.

Die katastrophale Schneise der Verwüstung ist im Dannenröder Wald jetzt schon unübersehbar. Doch auch wenn über 85 Hektar Waldfläche bereits gerodet wurden, versprechen lokale Umweltschützer*innen und ein bundesweites Netz an Unterstützer*innen wie ROBIN WOOD, den Protest gegen den A49-Ausbau nicht ruhen zu lassen. Bereits im Sommer könnten Brückenpfeiler für die Autobahn in das Trinkwasserschutzgebiet gebaut werden. Selbst der Zweckverband der Mittelhessischen Wasserwerke betitelt dieses Vorhaben als eine "Operation am offenen Herzen der Mittelhessischen Wasserversorgung". Solange das Trinkwasserschutzgebiet noch intakt ist, gibt es noch die Möglichkeit, umzusteuern - denn bereits jetzt trägt die Klimakrise mit ihren Dürresommern dazu bei, dass Trinkwasser auch hierzulande zu einem immer kostbareren Gut wird.

Es ist also weiterhin nötig, den Ausbau der A49 kritisch zu begleiten und die langfristigen Folgen für das Trinkwasserschutzgebiet, welches etwa eine halbe Million Menschen versorgt, nicht aus dem Blick zu verlieren - auch wenn sich die große Medienöffentlichkeit um die Proteste im Dannenröder Wald vorerst etwas gelegt hat.

Um allen, die nicht selbst vor Ort sein konnten, einen Eindruck von den vielfältigen Protesten, aber auch vom Leben im Dannenröder Wald zu geben, wurde ein 360°-Dokumentationsprojekt ins Leben gerufen, welches ROBIN WOOD neben weiteren Gruppen unterstützt: https://bis-zum-letzten-baum.de/.

Diese eindrucksvolle multimediale Dokumentation der Proteste sollte uns als Mahnmal dienen für die blinde Zerstörungswut der Politik, die Polizeigewalt, die Menschenleben gefährdete, aber vor allem auch den Mut der Waldschützer*innen und ihren Utopien von einem solidarischen Zusammenleben verschiedenster Menschen mit der Natur. Auch nachdem das letzte Baumhaus längst zerstört wurde, bleibt der Weckruf für eine Politik und Gesellschaft, die Klimagerechtigkeit und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ins Zentrum rückt, statt an veralteter Verkehrspolitik und repressiver Polizeigewalt festzuhalten, lebendig – wie Samen, die den Winter überlebt haben und nun zu blühenden Pflanzen werden.