33 Jahre Tschernobyl – so aktuell wie je zuvor
Auf den Tag genau vor 33 Jahren kam es im Block 4 der ukrainischen Atomanlage Tschernobyl zum GAU. Bei einem Test war eine unkontrollierbare Kettenreaktion ausgelöst worden, die innerhalb kürzester Zeit zur Explosion des Reaktors und zur Schmelze des Reaktorkerns führte. Große Mengen austretender Radioaktivität verseuchten die Region und zogen als Wolken über ganz Europa und Kleinasien.
33 Jahre ist eine lange Zeit. Zeit für eine ganze Generation geboren zu werden, aufzuwachsen und selbst Kinder zu bekommen. Zeit für massive Veränderungen der globalen politischen Konstellation, in der Mauern gefallen, Grenzen verschoben und Staaten neu geordnet wurden. Zeit für vier Regierungswechsel in Deutschland. Und trotzdem verliert die Katastrophe von Tschernobyl nichts von ihrer Aktualität.
Zum einen sind die direkten Folgen des Unfalls bis heute für viele tausend Menschen zu spüren. Die Region 30 Kilometer um das Atomkraftwerk bleibt unbewohnbar – das benachbarte Prypjat ist zu einer Geisterstadt verkommen. Bei den Einsatzkräften, die nach dem Unfall versucht haben den Ausstoß von Radioaktivität zu hemmen, hat die hohe Strahlung zu erheblichen Gesundheitsproblemen geführt. Aber auch die ‚normale‘ Bevölkerung ist von Gesundheitsschäden durch die Radioaktivität betroffen. Europaweit hat der GAU zu embryonalen Fehlbildungen, erhöhter Säuglings-sterblichkeit und mehr Krebsfällen geführt.
Zum andern bleibt die Warnung vor der Unberechenbarkeit der Atomkraft auch im angeblichen Energiewendeland Deutschland leider bis heute wichtig. In Deutschland wurde nach langjährigen Protesten der Anti-Atomkraftbewegung zwar die schrittweise Stilllegung aller AKWs beschlossen – allerdings erst bis 2022! Aktuell sind sieben Atomkraftwerke noch am Netz und bedeuten ein ständiges und mit zunehmendem Alter steigendes Risiko. Die Atomfabriken Gronau und Lingen sind von diesem Beschluss überhaupt nicht betroffen – ihr Betrieb ist bisher unbefristet. Auch für Atomtransporte – die fast täglich per Schiff, Zug oder LKW im Bundesgebiet stattfinden – ist kein Ende in Sicht. Auch über 2022 hinaus werden damit planmäßig in Deutschland Brennstoffe für Reaktoren weltweit produziert und transportiert – damit wird weiter Profit mit dem Risiko Atomkraft gemacht.
Im Gedenken an den Unfall von Tschernobyl protestieren an diesem Wochenende bundesweit Atomkraftgegner*innen. Unter dem Motto "33 Jahre Tschernobyl - Leben mit der Katastrophe - Atomausstieg weltweit jetzt!" findet heute eine Mahnwache vor dem Atomkraftwerk Neckarwestheim statt. Am Sonntag wird zu einer Protest- und Kulturmeile vor das AKW Brockdorf geladen. Weitere Termine werden auf der Homepage der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt gelistet.