HHLA schlägt offenbar weiter Kernbrennstoffe am Hamburger Hafen um

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29.6.2018: Die radioaktive Fracht kommt mit der finnischen "Link Star" in den Hamburger Hafen.
Foto ▸ ROBIN WOOD

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29. Juni 2018, 7:10 Uhr. Ein LKW mit radioaktivem Gefahrgut verlässt die „Link Star“ am O'Swaldkai.
Foto ▸ Tim Christensen, ROBIN WOOD

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29. Juni 2018, 8:20 Uhr. Der LKW mit radioaktivem Gefahrgut wird unbewacht auf einem Parkplatz vor dem HHLA-Terminal abgestellt.
Foto ▸ Tim Christensen, ROBIN WOOD

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29. Juni 2018, 8:20 Uhr. Gefahrgut-Kennzeichnung des LKWs
Foto ▸ Tim Christensen, ROBIN WOOD

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29. Juni 2018, 8:29 Uhr. Der LKW mit radioaktivem Gefahrgut verlässt das HHLA-Terminal Richtung Autobahn.
Foto ▸ Tim Christensen, ROBIN WOOD

ROBIN WOOD-Aktivist*innen haben heute im Hamburger Hafen einen Urantransport beobachtet und mit Fotos dokumentiert. Das Schiff „Link Star“ der finnischen Reederei Godby Shipping AB legte am frühen Morgen um 6:00 Uhr am O‘Swaldkai der Firma UNIKAI an, einer Tochterfirma der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG). Ein LKW mit radioaktiver Kennzeichnung (Gefahrgutklasse 7) des auf Atomtransporte spezialisierten Unternehmens ETSA verließ das Schiff um 7:10 Uhr.

Die Umweltschützer*innen gehen davon aus, dass es sich bei der Ladung um Brennelemente aus Spanien für ein Atomkraftwerk handelt. Bereits am 15. Juni 2018 erfolgte mit der „Link Star“ ein Transport von Brennelementen zum AKW Gundremmingen, wie das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) bestätigte. Laut BfE sind insgesamt acht derartige Transporte geplant.

Die HHLA, die mehrheitlich im Besitz der Stadt Hamburg ist, hatte im Februar dieses Jahres auf öffentlichen Druck hin einen freiwilligen Verzicht auf den Umschlag von Kernbrennstoffen über den Hamburger Hafen erklärt.

Die Pressestelle der HHLA bestätigte heute zwar auf ROBIN WOOD-Anfrage die Ankunft der "Link Star", wollte jedoch zur Ladung keine Angaben machen. Angesprochen auf den freiwilligen Verzicht auf den Umschlag von Kernbrennstoffen ließ die Sprecherin durchblicken, dass noch laufende Vereinbarungen erfüllt würden. Die HHLA werde sich an die Verzichtserklärung halten, einen festen Termin, wann der letzte Kernbrennstoff-Transport bei der HHLA umgeschlagen wird, nannte die Sprecherin heute aber nicht.

„War die Verzichtserklärung der HHLA nur ein PR-Coup? Unsere Recherchen belegen, dass die HHLA auch weiterhin Kernbrennstoffe im Hamburger Hafen umschlägt. Über UNIKAI wird unter anderem das neue noch nicht in Betrieb genommene AKW in Finnland, Olkiluoto 3, mit Brennelementen aus dem niedersächsischen Lingen beliefert. Wir fordern den rot-grünen Senat auf, dafür zu sorgen, dass der Hamburger Hafen für sämtliche Atomtransporte gesperrt wird. Weil es offenbar freiwillig nicht klappt, muss das gesetzlich geregelt und konsequent kontrolliert werden“, fordert Tim Christensen von ROBIN WOOD.

Als im April dieses Jahres öffentlich wurde, dass die Hafenunternehmen HHLA und Hapag-Lloyd freiwillig auf den Umschlag von Kernbrennstoffen verzichten, hatten ROBIN WOOD und ContrAtom darauf hingewiesen, dass davon nur ein Bruchteil aller Atomtransporte erfasst wird. Denn andere Unternehmen transportieren weiterhin Kernbrennstoffe durch Hamburg. Der Verzicht umfasst zudem nicht den Umschlag von Stoffen wie Uranerzkonzentrat und nicht angereichertem Uranhexafluorid, obwohl beides Zwischenprodukte sind auf dem Weg zur Produktion von Brennelementen für Atomkraftwerke. Nun ist der vermeldete „Erfolg“ noch kleiner. Denn offenbar hält sich die UNIKAI, die zu 51 Prozent der HHLA gehört, bislang nicht an die Vereinbarung.

„Der Hamburger Hafen ist noch immer die internationale Drehscheibe für das Geschäft der Atomindustrie“, stellt ROBIN WOOD-Aktivistin Cécile Lecomte fest. „Protest ist weiterhin dringend nötig, sowohl gegen die Unternehmen, die von diesem verantwortungslosen Geschäft profitieren als auch gegen den Hamburger Senat, der diese unnötige Gefährdung der Bevölkerung sehenden Auges zulässt.“

ROBIN WOOD engagiert sich seit Jahren im Bündnis „Atomtransporte durch Hamburg stoppen!“, das mit Recherchen und Protestaktionen dafür streitet, dass die gefährlichen Transporte unterbleiben und Hamburg seine Hafenlogistik nicht mehr für den Betrieb von Atomkraftwerken zur Verfügung stellt.

Am kommenden Mittwoch findet um 9:30 Uhr vor dem Amtsgericht Hamburg-Harburg eine Gerichtsverhandlung gegen eine Aktivistin statt, die sich 2014 an einer achtstündigen Kletteraktion gegen einen Atomtransport am Süd-West-Terminal der Atomumschlagfirma C. Steinweg beteiligte.

Kontakt:

Cécile Lecomte, ROBIN WOOD-Aktivistin, Tel. 0170 / 60 28 362

Ute Bertrand, ROBIN WOOD-Pressesprecherin, Tel. 0171 / 835 95 15, presse [at] robinwood.de