Voller Energie gegen Atomkraft

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Schwarz-weißfoto: Aktivisten protestieren auf dem Kühlturm des AKW Cattenom. Dort entrollen sie in 165 Meter Höhe Transparente mit der Aufschrift „Strom ja – so nicht!“ und „Non au nucleaire!
1986: Protest auf dem Kühlturm des französischen AKW Cattenom
Foto ▸ Hinrich Schultze

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 Cattenom - Aktivist seilt sich vom Kühlturm ab. Kurz über der Kante sitzt er im Gurt und guckt in die Kamera
1996: Cattenom - Aktivist seilt sich vom Kühlturm ab
Foto ▸ Hinrich Schultze

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Baumhaus mit zahlreichen Bannern in einer großen Eiche. Auf einem Banner das bis zum Boden reicht steht "Atommülllager Gorleben - mit Sicherheit Unsicher - ROBIN WOOD"
1995-2011: Widerstand gegen die Castortransporte nach Gorleben. Hier mit Ausblick.
Foto ▸ Chris Grodotzky / jib collective

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Aktivist*innen haben ein Banner über einer Demo gehängt. Darauf steht "Ein bisschen Aussteigen, Ein bisschen Anreichern, ein bisschen veklappen, kein bisschen VERSTANDen - ROBIN WOOD"
1995-2011: Kletteraktion im Rahmen der Castorproteste
Foto ▸ Chris Grodotzky / jib collective

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Ein großes Banner wurde an den Förderturm von Schacht Konrad gehängt
2002: Protest am Förderturm von Schacht Konrad

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großes Banner am Förderturm der Asse. Die Aufschrift; Auslaufmodell Asse II - Rückholung sofort, Raus kommt es so oder so! -ROBIN WOOD. Es ist dunkel und die Aktivist*innen halten Pyros
2007: Auslaufmodell Asse II - Protest für eine sofortige Rückholung

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Aktivist*innen haben sich mit einem Banner von einer Brücke über dem Neckar abgeseilt. Auf dem gelben Banner steht; Verhindern statt verschieben - ROBIN WOOD
2017: Luftiger Protest gegen den schwimmenden Castor auf dem Neckar
Foto ▸ Tim Christensen

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Aktivisti mit Banner: Irrweg Atomkraft die Zukunft ist erneuerbar
2022: Protest gegen Laufzeitverlängerungen vor dem baden württembergischen Umweltministerium

Am 15. April diesen Jahres gehen die Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim endgültig vom Netz. Damit geht die Ära der kommerziell genutzten Atomkraft in Deutschland nach 61 Jahren zu Ende.

Der vollständige Atomausstieg und damit das Ziel der Anti-Atomkraft Bewegung ist zwar noch lange nicht erreicht, solange Deutschland mit den Atomfabriken Gronau und Lingen sowie zahlreichen Atomtransporten Drehscheibe der Atomindustrie bleibt. Trotzdem sollte das Abschalten der letzten drei AKW auch ein Anlass sein, zurückzuschauen und den Erfolg zu feiern. Denn das Ende der Atomkraft in Deutschland wurde hart erstritten: Seit den sechziger Jahren haben sich Generationen von Anti-Atom-Aktivist*innen mit viel Herzblut und unterschiedlichsten Aktionsformen dafür eingesetzt.

Auch wenn ROBIN WOOD 1982 mit Fokus auf den Wald und den Kampf für seinen Schutz gegründet wurde, wandten sich die ersten Aktiven schon bald auch der Energiepolitik zu. Ab 1986 wird Atom ein fester Bestandteil des Themenspektrums des noch jungen Vereins. Seitdem ist auch ROBIN WOOD Teil des vielfältigen Anti-Atom-Widerstandes, hat ihn mit geformt und wurde durch ihn geprägt.

Und auch wenn noch viel zu tun bleibt: es ist Zeit, einen Blick auf Meilensteine der Anti-Atom-Geschichte bei ROBIN WOOD zu werfen.

1986: Catte-Non!

Ein halbes Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl nimmt ein aus Deutschland stammender Robert Wald mit seiner Projektgruppe an einer Führung im französischen Atomkraftwerk Cattenom teil. Während die getarnten Aktivist*innen mit dem Erklimmen von Kühlturmleitern, kleinen Transparenten und Flugblättern auf dem Kraftwerksgelände für Aufsehen sorgen, klettern andere Mitglieder von ROBIN WOOD und der französischen Partnerorganisation Robin de Bois unbemerkt über den Zaun und auf einen der Kühltürme. Dort entrollen sie in 165 Meter Höhe Transparente mit der Aufschrift „Strom ja – so nicht!“ und „Non au nucleaire!“.

1995-2011: Castor-Protest hoch oben

Die Castortransporte mit hochradioaktivem Müll ins niedersächsische Gorleben waren zwischen 1995 und 2011 Kristallisationspunkt des Anti-Atom-Widerstands in Deutschland. Mit dabei immer auch ROBIN WOOD. Um trotz Demonstrationsverbot an der Strecke präsent zu seien, ließen die RoWos sich etwas besonderes einfallen: Ein Baumhaus auf einem Privatgelände direkt an der Castor-Straßenstrecke. Das Baumhaus diente bei mehreren Castorprotesten als Treffpunkt für Aktivist*innen und Interessierte, Infostand und Ort für Schnupperkletten. Und die Polizei wusste nie so recht, wie sie damit umgehen sollte. Sollte das Baumhaus vielleicht doch Ausgangspunkt einer spektakulären Aktion sein?

2002: Schacht Konrad: Wir sind doch nicht ganz dicht!

Nach mehr als zwanzig Jahren Prozess gaben der grüne Umweltminister Jürgen Tritin und sein niedersächsische Amtskollege grünes Licht für ein Atommüll-Endlager am Standort Schacht Konrad. Die Anti-Atom-Gruppen, die schon jahrelang gegen die Pläne arbeiteten, waren empört. Vielfältiger Protest folgte. So auch am 10. Mai, als Aktivist*innen von ROBIN WOOD, vom AntiCastorNetz Magdeburg und Braunschweiger Anti-Atom-Gruppen auf den Förderturm des Werkgeländes in Salzgitter kletterten. In luftiger Höhe befestigten sie ein 120 Quadratmeter großes Transparent mit der Aufschrift: „KONRAD und Co: Wir sind doch nicht ganz dicht. Endlagerprojekte stoppen. Atomausstieg sofort!"

2007: Auslaufmodell Asse II

Schon seit Monaten hatte ROBIN WOOD sich im Asse-II-Koordinationskreis engagiert. Das Bündnis gründete sich 2007, als ruchbar wurde, dass der Betreiber des ehemaligen Salzbergwerkes Asse den Schacht vor der Schließung fluten will. Ansich ein übliches Verfahren im Bergbau. Nur dass hier rund 126.000 Fässer mit Atommüll im Stollen lagern, die auf keinen Fall ins Trinkwasser gelangen dürfen! Wir haben viel Technisches gelernt. Nun wird es Zeit, mehr öffentliches Interesse zu wecken. In einer waghalsigen Aktion überwinden ROBIN WOOD Aktive den Zaun des Betriebsgeländes. Vieren gelingt es, auf den Förderschacht zu klettern und in schwindelerregender Höhe ein maßgeschneidertes Banner aufzuhängen. Darauf zu lesen steht ihre größte Befürchtung: „Auslaufmodell Asse II“.

2011: Fukushima mahnt

Keine zwei Wochen nach der Reaktorkatastrophe im Japanischen Fukushima, raucht im Berliner Regierungsviertel ein Atomkraftwerk. ROBIN WOOD Aktive haben die über vier Meter hohe AKW-Attrappe aufgebaut und protestieren damit für einen sofortigen und vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die kommenden Wochen und Monate werden eine Tour de Force für Anti-Atom-Aktivist*innen in Deutschland. Dezentrale Großdemonstrationen mit hundertausenden Teilnehmer*innen, zahlreiche Aktionen und Blockaden – die größten Anti-Atom-Proteste, die es bisher in Deutschland gab. Auch die RoWos sind an vielen Orten mit dabei, organisieren die Großdemos mit und statten Atomkonzernen wie Vattenfall aktivistische Besuche ab. Gemeinsam gelingt es der Anti-Atom-Bewegung, den Diskurs zu prägen: Es gibt eine klare Mehrheit in der Bevölkerung für den Atomausstieg!

2017: Castorentransporte von Obrigheim nach Neckarwestheim

Die Castortransporte nach Gorleben liegen schon einige Jahre zurück. Nun hat sich die Atomindustrie etwas Neues ausgedacht. Weil im Zwischenlager Neckarwestheim durch den geplanten Atomausstieg noch Kapazitäten im Atommüllzwischenlager übrig bleiben, sollen einige der am stärksten strahlenden Rückbaukomponenten des ehemaligen AKW Obrigheim dorthin verbracht werden. Und zwar per Binnenschifffahrt über den Neckar! Schon im Vorfeld machen ROBIN WOOD-Aktivist*innen mit einer Brückenaktion in Heilbronn darauf aufmerksam. Während der Transporte gelingt es den Castorgegner*innen, sowohl über als auch vor die Schiffe zu kommen. Zuletzt mit dem Wappentier der Anti-Castor-Kampagne – riesigen aufblasbaren Piratenenten. Mit ihnen gemeinsam fordert ROBIN WOOD, diese riskante Transportart umgehend wieder aufzugeben.

2022 – Irrweg Atomkraft wird wieder akut

Mit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine witterten die Atomkraftbefürworter in der Union, FDP und AfD Morgenluft. Nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn proklamierten sie, zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland müssten die verblieben drei AKW länger laufen. Oder sogar alte, bereits abgeschaltete Reaktoren wieder ans Netz. Oder am besten eigentlich neue gebaut werden. Auch wenn Atomkraftwerke aufgrund ihrer fehlenden Flexibilität und Wärmegewinnung praktisch keinen Beitrag zum Einsparen von Gas leisten konnten, entspann sich eine medial breitgetretene Scheindebatte. Gemeinsam mit anderen Akteuren der Anti-Atom-Bewegung setzte ROBIN WOOD sich (wieder einmal) gegen Laufzeitverlängerungen ein. Beispielsweise hängen ROBIN WOOD-Aktive ein Banner mit der Aufschrift „Irrweg Atomkraft – die Zukunft ist erneuerbar!“ vor das badenwürtenbergischen Umweltministerium in Stuttgart. Letztendlich entschied die Bundesregierung bekanntermaßen eine dreieinhalbmonatige Verlängerung des AKW-Betriebs und nahm damit sehenden Auges eine gesteigertes Unfallrisiko in Kauf. Es bleibt zu hoffen, dass es die letzte Laufzeitverlängerungs-Runde bleibt, die die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland ausfechten musste.