Europas Energie- und Klimapläne bis 2030

Vor wenigen Tage veröffentlichte die europäische Waldschutzorganisation Fern eine Analyse der Energie- und Klimapläne von Deutschland sowie von den vier weiteren EU-Staaten Schweden, Dänemark, Slowakei und Rumänien. In ihrer Analyse bewertet die Waldnaturschutzorganisation die Transparenz und die Zielgerichtetheit der Klimapläne. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle der Wälder für den Klimaschutz.

Für alle Länder, und damit auch für Deutschland, offenbart die Analyse eklatante Informationsdefizite und bescheinigt den Energie- und Klimaschutzplänen Intransparenz.

Zum Kontext

Bereits Anfang des Jahres lag ein Entwurf des nationalen Energie- und Klimaschutzplans der Bundesregierung öffentlich vor. Die Fertigstellung des Entwurfs bis Ende letzten Jahres war eine Vorgabe der EU-Kommission. Die Pläne dienen dazu, Auskunft über die nationale Energie- und Klimapolitik für einen Zeitraum von zehn Jahren zu geben.

Die Analyse des Energie- und Klimaplans der Bundesrepublik in Bezug auf die Bedeutung der Wälder für den Klimaschutz liegt ROBIN WOOD nun übersetzt vor.

Die Bewertung durch Fern ist erschreckend!

In den Plänen fehlen offizielle Angaben, woher das für die stoffliche und energetische Nutzung bestimmte Holz bezogen werden soll. Ebenso bleibt intransparent, welcher Anteil des Holzes energetisch (also zum Verbrennen als Pellets oder Feuerholz für die Energiegewinnung) und welcher stofflich (also für die Produktion, z.B. von Möbeln oder Papier) genutzt werden soll. Zu den Auswirkungen auf das Klima fehlen viele Angaben, so zum Beispiel bezüglich der unterschiedlichen Nutzung des Holzes. Die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu binden, wird erwähnt, mangels zielführender Aussagen können jedoch keine Schlüsse bzgl. etwaiger Folgen fürs Klima gezogen werden. Auch für den geplanten Schutz der Wälder und der Biodiversität sind die Informationen so rudimentär, dass die Auswirkungen auf das Klima völlig unbestimmt bleiben.

Endspurt

Im Sommer diesen Jahres fand ein Online-Konsultationsverfahren zum Entwurf statt. Bis Ende Dezember hat die Bundesregierung nun Zeit, die dabei erhobenen Einwendungen und Empfehlungen in ihrem Energie- und Klimaschutzplan zu berücksichtigen.

ROBIN WOOD drängt darauf, weitreichende Nachbesserungen zu tätigen.

Maßnahmen für Waldnatur- und Artenschutz, wie sie ROBIN WOOD für erforderlich hält, fehlen weitgehend im Plan der Bundesregierung. Dazu zählen zum Beispiel Klima- und Artenschutz durch eine weitreichende Schonung der Wälder, eine naturnahe, schonende Waldwirtschaft, der Erhalt und die Schaffung von struktur- und artenreichen Wäldern mit ausschließlich standortheimischen Arten und durch natürliche Verjüngung. Letzteres erfordert selbstverständlich das Belassen des Totholzes im Wald und auf den sogenannten "Schadflächen", denn Totholz ist Lebensraum, Wasserspeicher, Schattenspender, Erosionsschutz, Nährstoffspeicher und Verbissschutz in einem.

Wir bleiben dran!

Im neuen Jahr werden sowohl die Waldnaturschutzorganisation Fern als auch ROBIN WOOD kritisch unter die Lupe nehmen, wie sich die Bundesregierung in Sachen Energie- und Klimaschutz für die nächsten zehn Jahre positioniert. Aber schon jetzt können wir sagen:

Einen großen Wurf erwarten wir nicht. Wir werden weiter den Finger in die Wunde legen und Forderungen stellen, deren Umsetzung vor dem Hintergrund des Klimanotstandes überfällig ist. Liebe Bundesregierung, überrasch' uns, sonst stehen wir bei dir auf der Matte!