Tropenwaldzerstörung durch Fleischproduktion

Fleisch ist nach wie vor eines der beliebtesten Nahrungsmittel. 85 Prozent der Menschen in Deutschland essen täglich oder nahezu täglich Fleisch. Im Schnitt werden pro Person und Jahr ca. 60 kg Fleisch verzehrt. Das entspricht mehr als 1 Kilo pro Woche. Weit mehr als die meisten Ernährungswissenschaftler_innen noch als gesund betrachten.Global betrachtet ist der Fleischkonsum in Deutschland damit sehr hoch. Daran hat auch der in den letzten Jahren auf 10 Prozent gestiegene Bevölkerungsanteil an Vegetarier_innen und zusätzlich fast 2 Prozent Veganer_innen in Deutschland bisher nichts geändert. 

Der Konsum von Fleisch kann auf vielen Ebenen, etwa unter ethischen Gesichtspunkten, kritisch beleuchtet werden. An dieser Stelle soll es um die ökologischen Aspekte der Fleischproduktion gehen. Eine Portion Fleisch ist weitaus weniger ökologisch als eine vegetarische Mahlzeit. Studien belegen, dass fast ein Fünftel der weltweit emittierten Treibhausgase durch die Tierhaltung zustande kommen. Einige Studien sprechen sogar von 30 Prozent. Die Tierproduktion ist verbunden mit großem Energieaufwand, etwa für Düngerproduktion für Futtermittel, Transport und Tierproduktionsanlagen.

Viel stärker ins Gewicht für das Klima fällt aber zum einen der Methan-Ausstoß von Wiederkäuern, vor allem Rindern, sowie die Treibhausgasemissionen die aus dem Anbau von Futtermitteln resultieren. Zu nennen sind hier vor allem die Emissionen, die aus der Entwaldung für Futtermittel oder Weideland resultieren. Während die Produktion von einem Kilo Obst oder Gemüse in der Produktion weniger als ein Kilo Klimagase emittiert, werden für ein Kilo Rindfleisch bis zu 28 Kilo, im besten Fall immer noch sieben Kilo Treibhausgase freigesetzt. Einen sehr großen Anteil an der Klimawirksamkeit des Fleisches hat der Anbau von Soja:

Auch wenn in der Werbung für Fleisch- und Wurstprodukte immer wieder suggeriert wird, dass die Tiere auf einer Weide grasen, sieht die Realität anders aus. Die meisten Tiere werden in Mastanlagen gehalten und verlassen diese bis zur Schlachtung nicht. Und allein von Gras und Heu kann keine Hochleistungsmilchkuh und kein Mastbulle, die gleiche Menge an Milch und Fleisch produzieren, die sie mit Kraftfutter liefern. Vor allem Eiweiß muss zugefüttert werden. Die Nahrung für die Tiere besteht je nach Tierart zwischen 9 und 24 Prozent aus Soja. Die Sojabohne ist eine sehr eiweißreiche Bohne, die ursprünglich aus Asien stammt und mittlerweile großflächig in Süd- und Nordamerika angebaut wird.

Der größte Teil des in Deutschland verfütterten Sojas kommt aus Brasilien. Um die weltweite große Nachfrage nach Soja zu decken, werden große Landflächen in einzigartigen Landschaften wie dem Amazonas entwaldet. Hierdurch werden gewaltige Mengen an CO2 freigesetzt. Die Futtermittelproduktion sowie die Rindfleischproduktion sind mittlerweile die Hauptursache für die Entwaldung der Tropenwälder. Da immer mehr Tropenwald für die Fleischproduktion abgeholzt wird, werden die Wälder, die CO2 binden können, immer kleiner. Bezeichnend für die Kurzsichtigkeit dieser Art der Produktion ist, dass der tropische Boden nur so lange seine große Fruchtbarkeit behält, wie der Regenwald den Boden schützt. Die Nährstoffe des sich in der Hitze schnell zersetzenden Laubs und das vorrangig von den Baumkronen aufgefangene Regenwasser werden nicht in tieferen Bodenschichten gespeichert, sondern dicht unter der Erdoberfläche von den Pflanzen wieder aufgenommen. Ohne die Bäume wird die sehr dünne Schicht fruchtbarer Erde vom Regen weggespült.

In nomadischen Kulturen, die in geologisch ungünstigen Regionen für Landwirtschaft leben, ist Fleischproduktion eine wichtige Nahrungsquelle. Dies ist jedoch auf ökologischer Ebene keineswegs zu vergleichen mit der industriellen Nutzung von Tieren! Die Nomaden ziehen mit ihren Herden durch die Steppe oder Savanne und lassen ihre Tiere dort fressen, wo keine für Menschen essbaren Pflanzen wachsen. So wird keine Fläche verschwendet, die für die Lebensmittelproduktion für Menschen dringend gebraucht würde und die Umwelt nicht belastet. Im Gegenteil: Durch die Hufe und den Dung der Tiere kann der Boden aufgelockert werden, sodass mehr Gras wachsen kann, statt den Boden auszulaugen.

Auch in den industrialisierten Staaten lief Fleischproduktion früher so ab: Die Tiere wurden mit den nicht essbaren Resten der Lebensmittelproduktion gefüttert und Fleisch wurde produziert, ohne dass Lebensmittel oder für den Anbau von Lebensmitteln nutzbarer Boden verschwendet wurden. Ganz besonders ist oder war diese Art der Tiernutzung nicht verbunden mit dem treibhausgas-intensiven Transport über weite Strecken.

Ein deutlich verringerter Fleischkonsum wäre eine Entlastung für das Klima, die Ökosysteme und die Tiere. Dies käme nicht zuletzt der Gesundheit der Menschen zugute. Dabei geht es nicht um eine Verringerung der Lebensqualität, sondern um ein bewussteres Genießen. Auch wenn nicht jede_r das Fleischessen ganz aufgibt, trägt der Konsum von weniger und ökologischer erzeugtem Fleisch zu einem klimafreundlicheren Verhalten bei.