Ofen aus!

Dass es qualmt und rußt, wenn ein Feuer brennt, weiß jede*r. Die Ausmaße der Umweltbelastung durch Emissionen aus Kaminöfen, die das Umweltbundesamt im Februar dieses Jahres öffentlich machte, überraschte dann aber doch. Die Kaminöfen würden inzwischen mehr Feinstaub ausstoßen als die Motoren der Autos, rüttelte der Präsident des Amtes, Dirk Messner, mit einem anschaulichen Vergleich die Öffentlichkeit wach. Und er empfahl, auf das Verheizen von Holz künftig zu verzichten.

Zu den enormen gesundheitlichen Belastungen durch die Luftverschmutzung kommen ökologische. Wird mehr Holz in Kaminen und Pelletöfen verfeuert, steigt der Nutzungsdruck auf die ohnehin schon durch den Klimawandel sowie Luftschadstoffe geschwächten und übernutzten Wälder.

Wenn auch nur ein relativ geringer Anteil der Menschen, die heute noch mit Öl oder Gas heizen, auf Holzverbrennung umstellen würde, würde sich der Bedarf an Energieholz vervielfachen. Durch Holz aus Deutschland ließe sich dieser Bedarf nicht decken, so dass anderswo auf der Welt Wälder für unsere warmen Wohnzimmer zerstört würden.

Dabei sind naturnahe Wälder existentiell wichtig für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Die Menschheit ist schon jetzt mit einem rasanten Artensterben konfrontiert, das ebenso lebensbedrohlich ist wie der Klimawandel. Selbst Wälder mit hoher Artenvielfalt, etwa in den Natura-2000-Gebieten der rumänischen Karpaten, im Baltikum oder in Skandinavien, sind nicht wirksam geschützt und vor dem Einschlag für Brennholz gefeit.

Holz ist ein wertvoller Rohstoff. Ihn zu ernten und zu verheizen, ist die denkbar schlechteste Form, ihn zu nutzen. Vielmehr sollte Holz sparsam und für langlebige Produkte eingesetzt werden. Das hat auch die rot-grün-gelbe Bundesregierung erkannt und in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die „Kaskadennutzung als Grundsatz“ zu verankern. Wenn dies, etwa im Hausbau, auch umgesetzt wird und zugleich Wälder naturnah bewirtschaftet werden sowie zehn Prozent der Landflächen gemäß der EU-Biodiversitätsstrategie streng geschützt werden sollen, dann fehlt schlichtweg Holz, um es für die Energieproduktion einzusetzen.

Holz zu verfeuern, ist auch nicht klimafreundlich. Es setzt pro Energieeinheit mindestens ebenso viel Kohlendioxid frei wie das Verfeuern von Kohle. Die Treibhausgase, die durch die Holzverbrennung und durch die Schädigung der Waldböden in die Atmosphäre gelangen, werden – wenn überhaupt – erst nach vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder vollständig durch neue Bäume gebunden werden. Diese Zeit fehlt. Es sind gerade die nächsten zwei Jahrzehnte, die für die Bekämpfung der Klimakrise entscheidend sind. Besonders die alten, struktur- und artenreichen Wälder sind stabile CO2-Speicher und somit für den Klimaschutz unersetzlich.

Aus diesen Gründen fordert ROBIN WOOD die Regierungen in Deutschland und der EU auf, sämtliche finanziellen Anreize, Holz zu verfeuern zu streichen. Das Verbrennen von Waldholz verdient keine Förderung und sollte aus der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie gestrichen werden.

Auch eine Einstufung der Holzverbrennung in der EU-Taxonomie als grünes Investment muss rückgängig gemacht werden. ROBIN WOOD und weitere NGOs haben die EU-Kommission daher aufgefordert, die entsprechende Rechtsvorschrift zu korrigieren und werden die Kommission – falls sie nicht einlenkt – vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen.

Mit Blick auf den entsetzlichen Krieg in der Ukraine ist der Druck, ohne Gas, Kohle und Öl aus Russland auszukommen noch einmal stark gestiegen. Öffentliche Mittel und privates Kapital werden dringend dafür gebraucht, die Energieversorgung sicher, unabhängig von Importen, klimafreundlich und ohne den Einsatz von Verbrennungstechnologien zu gestalten. Ganz oben auf die Agenda für eine Wärmewende gehören dabei Investitionen in die energetische Gebäudesanierung sowie klare Zielvorgaben und Maßnahmen zum Energiesparen. Denn die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird.

Auch Klimaagenturen und Energieberatungen müssen umdenken. Sie stehen mit in der Verantwortung, die Holzverbrennung in Privathaushalten nicht mehr als ökologisch zu empfehlen.

Was tun?

  • Kaminöfen und Holzpelletheizungen taugen für eine ökologische Wärmewende leider nicht. Vielmehr ist es nötig, Strom und Wärme zu sparen, effizienter zu nutzen und auf rein erneuerbare Wärme zu setzen. Das kann beispielsweise durch die direkte Nutzung der Sonnenwärme (Solarthermie) gelingen oder mithilfe von Wärmepumpen, die mit erneuerbarem Strom betrieben werden.
  • Wärmepumpen haben einen guten Wirkungsgrad und können Gebäude vollständig heizen. Allerdings ist dafür ausreichend Platz etwa im Garten nötig. Fehlt er, könnte eine Luftwärmepumpe, eventuell in Kombination mit Solarthermie in Frage kommen. Ideal ist eine Kombination mit großflächigen Heizkörpern wie Fußboden- oder Wandheizungen. Sinnvoll ist ein guter Wärmeschutz des Gebäudes, etwa durch Dämmung und moderne Fenster.
  • Gibt es vor Ort ein Fernwärmenetz, ist ein entsprechender Anschluss bedenkenswert. In viele Fernwärmenetze wird zwar aktuell noch zu einem Großteil fossile Wärme eingespeist. Doch das muss und wird sich ändern. Technisch machbar ist eine effiziente Kombination von Abwärme und verschiedenen erneuerbaren Wärmequellen.
  • Suchen Sie sich einen Energieberater*in, der/die ökologisch motiviert ist und Lust daran hat, Neues zu denken und durchzurechnen.
  • ROBIN WOOD empfiehlt ebenso wie das Umweltbundesamt, auf das Heizen mit Holz zu verzichten. Wer trotzdem keine andere Alternative sieht, sollte nur unbehandeltes, gut durch getrocknetes Holz verfeuern und auf die Herkunft des Holzes achten. Ausschlaggebend ist hierbei, dass das Holz möglichst lokal, also im Umkreis von 100 Kilometer oder weniger bezogen wird und aus Wäldern stammt, in denen naturnah gewirtschaftet wird.
  • Schon die Zimmertemperatur um ein Grad runter zu regeln, hilft dem Klima und spart Geld.
  • Weitere Informationen und hilfreiche Tipps gibt es beim Umweltbundesamt und den Verbraucherzentralen.