Neues aus dem besetzten Treburer Oberwald

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Voller Vorfreude machte ich mich Mitte Januar zum ersten Mal auf den Weg zur Besetzung im Treburer Oberwald. Mir waren die Auseinandersetzungen um den Bau der Startbahn West in den 70ern und 80ern bekannt. Ich wusste von der Waldbesetzung 2008/09 im Kelsterbacher Wald gegen die neue Landebahn, und auch dass Robin Wood im Treburer Oberwald in der Vergangenheit zwei Sommercamps veranstaltete. Ich wusste, dass es schon lange aktive Bürgerinitiativen gibt und hatte von den Montagsdemos am Flughafen gehört. Ich wusste, dass Fliegen die klimaschädlichste Art des Reisens ist und mir war die Ungerechtigkeit klar, die das Fliegen heutzutage mit sich bringt: Während einige den Billigflieger nach Mallorca zum Strandurlaub nehmen, werden andere in Kriegs- und Krisengebiete abgeschoben, wo ihnen der Tod oder mindestens Folter drohen.

Aber ich war noch nie dagegen aktiv. In den Tagen vor meiner Abfahrt beschäftigte ich mich nochmal intensiver mit dem ganzen Konflikt, allem voran dem Bau des Autobahnanschlusses für das neue 3. Terminal, gegen das sich die Besetzung ja direkt richtet, da die besetzten Bäume sich im Rodungsgebiet für diesen Anschluss befinden.

Als ich mich der Besetzung näherte, wurde mir eins sehr schnell klar: Ruhe werde ich wohl kaum finden, denn obwohl ich durch den Wald lief, dröhnte die Autobahn konstant neben mir. Als ich auf der Besetzung ankam, wurde mir auch die nahegelegene Bahntrasse bewusst und ich hörte das Toben der Flugzeuge. Doch auf der Besetzung wurde ich herzlich empfangen und das Feuer, das flackerte und auf dem schon Teewasser warm gemacht wurde, wärmte mich zusätzlich. Ich kam an einem Sonntag an und Sonntags ist der Wald seit der vorherigen Woche, dem Beginn der Besetzung, immer sehr belebt. Menschen aus den nahegelegenen Orten, aus den Bürgerinitiativen und aus Frankfurt kommen vorbei, um die Besetzung zu unterstützen und sich auszutauschen. Einige bringen auch Kuchen und Kaffee mit und somit ist der sonntäglich Ausflug für alle ein Erlebnis.

Da einige Besucher*innen, die die Plattformen in 10-12 Meter Höhe bestaunten, sich wunderten wie wir wohl da hoch kommen boten wir ein Schnupperklettern an und zeigten, mit welchen Knoten wir an einem rund 11 Millimeter dicken Seil auf die Bäume klettern und wie wir uns zwischen ihnen auf sogenannten Walkways bewegen.

Am nächsten Tag machten sich einige der Besetzer*innen auf zur Montagsdemo am Frankfurter Flughafen. Wir freuten uns, einige bekannte Gesichter von Sonntag wiederzuerkennen und so manche treue Unterstützer*innen zu begrüßen. Wir freuten uns sehr, dass es auch auf der Demo großen Zuspruch für die Besetzung gab und viele Interessierte auf uns zukamen. Dann schritten wir mit Trommeln, Pfeifen und lautem Rufen durch Terminal 1 und waren überzeugt, dass das Thema Fluglärm montags zwischen 6 und 7 am Flughafen nicht zu überhören ist!

Dann ging‘s zurück auf die Besetzung und nach einem grandiosen Abendessen – denn wir werden wirklich gut von Unterstützer*innen mit Lebensmitteln versorgt, danke nochmal an der Stelle! - auf die Plattformen. Im Laufe der nächsten Woche wurde die Infrastruktur am Boden und in der Luft weiter ausgebaut: eine Küche und ein erstes Baumhaus sind in Arbeit und sind heute schon fertig :-).

Waldbesetzungen sind immer besondere Orte. Zum einen stellen sie sich direkt den Rodungsmaschinen entgegen, die den Wald fällen, und sind somit Hindernis bei der Durchführung sinnloser Projekte. Zum anderen schaffen sie einen Raum der Begegnung und des Austausches, da 24 Stunden am Tag 7 Tage die Woche Menschen vor Ort sind, ist es unkompliziert, mal vorbei zu schauen, oder sich sogar der Besetzung anzuschließen. Es ist ein offener Raum in dem alle Menschen willkommen sind die ähnliche Ziele verfolgen. Nicht zuletzt ist es auch ein Ort des Ausprobierens: Wenn wir gegen den Flughafenausbau, die Kohleminen oder die neue Autobahn sind, wofür sind wir dann? Wie kann eine andere, gerechtere Welt aussehen, in der die Bedürfnisse aller Menschen und nicht Profitinteressen großer Konzerne im Mittelpunkt stehen? Auch das sind Fragen, die an einem solchen Ort Raum bekommen und praktisch gelebt werden können.

In dem Sinne wünsche ich der Waldbesetzung weiterhin viel Erfolg, bedanke mich bei allen, die diese unterstützen und freue mich, wenn ich vielleicht auch dich angesprochen habe und dich dazu bewegt habe, vielleicht mal vorbei zu schauen oder die Besetzung anders zu unterstützen!