Bialowieza-Urwald: „Erbe der Menschheit“ bedroht

Was für ein Traum: Ein Urwald mitten in Europa, mit Wisente – dem „europäischen Bison“, Wölfen, Luchsen und Elchen - und mindestens 12.000 Tierarten. Wo gibt es das? Im Grenzgebiet zwischen  Polen und Weißrussland, im Bialowieza-Wald.  Um dieses Naturwunder, das seit 1979 als Weltwerbe der Menschheit von der Unesco anerkannt ist, muss man sich nun aber große Sorgen machen: Seit die polnische PiS-Regierung 2015 gewählt wurde, wähnt sie sich auf Kriegsfuß mit dem Naturschutz!

Nachdem letztes Jahr in der Weihnachtszeit viele Baum- und Naturschutzgesetze in Polen gestrichen wurden, ohne dass es darüber zu größeren Diskussionen gekommen wäre, können Bäume im ganzen Land jetzt ohne vorherige Genehmigung gefällt werden. Umweltschützer*innen sprechen von einem "Baummassaker" – in Parks, Gärten und Alleen sieht man oft nur noch Baumstrünke.

Leider ist der Bialowieza-Wald auf polnischer Seite nur zu einem kleinen Teil gut geschützt: Nur ein Fünftel des Gebietes ist als Nationalpark ausgewiesen. Die polnische Regierung nimmt nun die  angebliche Gefahr des Borkenkäfers als Vorwand (dass dieser nicht das eigentliche Problem ist, zeigt der Biologe Adama Wajraka schön im Video unten) und hat den erlaubten Holzeinschlag kurzerhand verdreifacht.  Professor Thomasz Wessolowski von der Universität Breslau (poln. Wroclaw) sagte gegenüber dem Guardian: „Ab einem bestimmten Punkt wird es einen Kollaps geben, und wenn das passiert, dann ist es [das Ökosystem] für immer weg – und kein Geld der Welt kann es zurückbringen. Mit jedem gefällten Baum kommen wir näher an diesen ‚Point of no return‘.“

Der Umbau der polnischen Institutionen ist dabei in vollem Gange. Umweltminister Szyszko entließ kurzerhand 32 von 39 Mitgliedern des Staatlichen Rates für Naturschutz, nachdem ein Teil davon gefordert hatte das gesamte Gebiet von Bialowieza zum Nationalpark zu erklären. Mit einem neuen Gesetz sollen nun auch Aktivist*innen massiv kriminalisiert werden: Wer „unbegründete Handlungen unternimmt, die die Verhinderung oder Erschwernis der Verwirklichung von Unternehmen zum Ziel haben“ kann mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Da hilft auch das Vertragsverletzungsverfahren nichts, dass die EU gegen Polen eingeleitet hat. Umweltminister Szyszko erwiderte vor wenigen Tagen „Polen habe keine Angst den Streit vor dem Europäischen Gerichtshof auszutragen“. Nur massiver Druck aus Polen und aus dem EU-Ausland kann den Bialowieza-Wald jetzt noch retten. Wer spontan Zeit hat, kann ein neues Protestcamp in Polen mit seiner Anwesenheit unterstützen. Auch ROBIN WOOD wird aktiv werden – kommt mit uns in Kontakt, lasst uns den letzten Tiefland-Urwald Europas retten!