Besetzung des AKW Cattenom vor 30 Jahren

Vor 30 Jahren, am 10. Oktober 1986, besetzten AktivistInnen aus Hamburg und Paris die Kühltürme der Baustelle des französischen AKW Cattenom (Bilder der Aktion). Der Protest richtete sich gegen den französischen Konzern Electricité de France (EDF) und die deutsche Preussen Elektra die – trotz des Atomunfalls in Tschernobyl – am Weiterbau ihrer Atomkraftwerke Cattenom bzw. Brokdorf festhielten.

Auch 30 Jahre danach setzt Frankreich weiter auf Atomkraft – trotz der Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima. In Frankreich ist gegenüber Deutschland die Ausgangslage für eine Energiewende deutlich festgefahrener: Der französische Staat ist zugleich Hersteller, Betreiber und Kontrolleur der Atomkraftwerke. 2015 hat Frankreich zwar beschlossen, den Anteil der nuklearen Stromversorgung von etwa 70 auf 50 Prozent zu verringern. Doch abgeschriebene Atomkraftwerke sind wahre Gelddruckmaschinen. Würden sie stillgelegt, bliebe auch der wirtschaftliche Erfolg der Staatsunternehmen aus – denn, die EdF gehört zu 85 Prozent dem französischen Staat.

 

Cattenom heute: Das AKW Cattenom ist mit 5,2 GW derzeit der drittgrößte Druckwasserreaktorkomplex Frankreichs. Nur 12 km westlich der deutschen Grenze, liegt es es in der Haupt-Windrichtung des Saarlands, Luxemburgs und zahlreicher deutscher Städte wie Frankfurt, Mainz, Wiesbaden oder Karlsruhe.

Sicher ist nur das Risiko! Im Kraftwerk Cattenom häufen sich Störfälle, die seit etwa 2009 dokumentiert sind, doch eine ausreichende Störfallsicherheit existiert nicht. Im Jahr 2011 bestätigte ein Stresstest die mangelhafte Erdbebensicherheit des AKW. Spätestens seit 2014 sind der französischen Atomaufsicht zudem Materialmängel beim Stahl von Dampferzeugern und anderen Bauteilen des Kraftwerks bekannt – eine Problematik, die 55 Prozent aller französischen Atomkraftwerke betrifft. Die verantwortliche Stahlschmiede Creusot Forge gehört zum Energieanlagenkonzern AREVA. Dennoch war es dieses französische Staatsunternehmen, das bisher mit Untersuchungen der französischen AKW beauftragt wurde.

 

Anlässlich des 30. Jahrestags der Aktion in Cattenom fordern die damals beteiligten Organisationen ROBIN WOOD und Aktion 3. Welt Saar vom französischen Staat deutliche Kursänderungen in der Energiepolitik:

  • Ausstieg aus der Atomenergie, beginnend mit Stilllegung der von den gefährlichen Materialmängeln betroffenen AKW
  • Stopp der Atomstrom-Exporte und verstärkter Aufbau einer regenerativen Energieversorgung

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Foto ▸ Hinrich Schultze – www.hinifoto.de