Atomrisiko jetzt beenden - Atomausstieg muss geLINGEN!

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Demonstration in Lingen
Demonstration in Lingen

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Rede von Cécile Lecomte bei der Demontration
Rede von Cécile Lecomte bei der Demontration

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Demonstration in Lingen Juni 2018
Demonstration in Lingen Juni 2018
Foto ▸ Hanna Poddig

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Demonstration in Lingen Juni 2018 Foto ▸ Hanna Poddig

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Demonstration in Lingen Juni 2018 Foto ▸ Hanna Poddig

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Demonstration in Lingen Juni 2018 Foto ▸ Hanna Poddig

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Demonstration in Lingen Juni 2018 - Soli mit Bure Foto ▸ Hanna Poddig

Das AKW Emsland ist dieses Jahr seit dreißig Jahren am Netz. Das sind dreißig Jahre zu viel! Bei der Auftaktkundgebung der Demonstration vor den Toren des AKW forderten die Demonstrant*innen die entgültige Abschaltung des Kraftwerks. Das AKW Emsland befindet sich aktuell in Revision – statt es am Dienstag wieder anzufahren, müsste jetzt die politische Entscheidung fallen, den Reaktor ausgeschaltet zu lassen.

Mit der Demonstration zogen die ca. 500 Atom-Gegner*innen aus Belgien, den Niederlanden, Russland und Deutschland vom Atomkraftwerk zu der Brennelementefabrik in Lingen.

Betrieben vom französischen Framatome (früher AREVA) produziert die Anlage Brennelemente für AKW in der ganzen Welt. Egal ob mit der Belieferung von Pannenreaktoren oder hoch umstrittenen Neubauten – die Brennelementefabrik in Lingen ermöglicht das Geschäftsmodell der Atomindustrie, das Profit vor Sicherheit stellt. Dazu kommen die mit der Produktion einhergehenden risikoreichen Transporte von radioaktiven Stoffen und Brennstäben. Umso skandalöser ist es, dass die Anlage nicht vom Atomausstieg betroffen ist. Auch wenn Studien zeigen, dass die sofortige Abschaltung der Fabrik rechtlich möglich wäre, ist momentan noch nicht einmal ein Enddatum für die Produktion festgelegt. Jetzt heißt es weiter Druck machen! Die Bundesregierung muss Verantwortung übernehmen und das Ende der Brennstäbeproduktion in Lingen beschließen.

Im folgenden dokumentieren wir einen Redebeitrag auf der Demo:

Redebeitrag von Cécile Lecomte, Kletter-Aktivistin u.a. bei ROBIN WOOD auf der Demonstration „Atomrisiko jetzt beenden!“ in Lingen am 9.6.2018

"Liebe Mitstreiter*innen!

Der Betreiber hat den Namen gewechselt. Aus AREVA NP, dem bisherigen Betreiber der Brennelementefabrik Lingen, wurde Framatome.

Die tief verschuldete, in Verruf geratene Areva wurde vom französischen Staat abgewickelt und aufgeteilt. In Deutschland ist Framatome zusätzlich zu Lingen in Erlangen und Karlstein aktiv.

Die Namensänderung kann darüber nicht hinwegtäuschen, was für schmutzige Geschäfte hier abgewickelt werden. Es wird dem Atomausstieg entgegen gearbeitet.

Nicht nur die Pannenreaktoren an der deutsch-belgischen und deutsch-französischen Grenze werden beliefert, sondern auch Olkiluoto 3 in Finnland. Auf der Homepage des dortigen Betreibers TVO wird die Qualität der Brennelemente aus Lingen angepriesen.

Mit Brennelementen "Made in Germany" wird somit dazu beigetragen, dass ein neues AKW vom Typ EPR (wieder ein AREVA-Produkt), das bereits vor Inbetriebnahme für zahlreiche Baupfusch-Skandale gesorgt hat, in Betrieb genommen wird.

Beobachtungen zufolge fanden 2017 und 2018 Brennelemente-Transporte aus Lingen über die atomare Drehscheibe „Hamburger Hafen“ nach Finnland statt.

Der Hamburger Senat hat im März 2018 das „Aus“ der Kernbrennstofftransporte seitens der Hafenbetriebe HHLA und Hapag-Lloyd bekannt gemacht und dies als bahnbrechenden Erfolg den Medien verkauft. Nach wie vor fährt aber im Durchschnitt alle zwei Tage ein Atomtransport durch Hamburg. Das ist viel zuviel.

Beim genauen Hinschauen auf die Vereinbarung wurde festgestellt, dass dies den Verzicht auf einen einzigen Atomtransport bedeutet.

Weil zum einen nur Kernbrennstoffe gemeint sind. Beim überwiegenden Teil der Atomtransporte handelt es sich nicht um Kernbrennstoffe, sondern um nicht angereichertes Material.

Zum Beispiel Uranerzkonzentrat, der Rohstoff der zur Fertigung von Brennelementen benötigt wird.
Oder um nicht-angereichertes, aber hoch gefährliches toxisches UF6. UF6 wird für die Anreicherung von Uran z.B. in der UAA Gronau (NRW) benötigt.

Die Vereinbarung bedeutet zum anderen selbst keinen Verzicht auf den überwiegenden Teil der Kernbrennstofftransporte. Denn die HHLA, ein Hafenbetrieb in öffentlicher Hand, verzichtet freiwillig auf Kernbrennstofftransporte, der Hafenbetrieb UNIKAI, der zu HHLA gehört und den überwiegenden Teil der Kernbrennstofftransporte durchführt, ist jedoch nicht Teil der Vereinbarung!

Die Ankündigung des Hamburger Senats ist leider eine einzige Luftnummer.

Unmittelbar nach der getroffenen Vereinbarung erfolgte im Februar 2018 zum Beispiel ein Atomtransport aus Lingen nach Olkiluoto 3 – vom Unikai aus.

Dies zeigt: Auf die Parteien (in HH sind es die Grünen und die SPD) ist kein Verlass. Atomausstieg ist Handarbeit und muss von unten vorangetrieben werden.

Demonstrationen wie heute sind wichtig. Reichen aber nicht!
Ohne vielfältige direkte Protestaktionen wird es keinen Atomausstieg geben, der diesen Namen verdient.
Ohne internationalen Widerstand wird es den Atomausstieg auch nicht geben.
Was bringt mir das Abschalten von Atommeilern hierzulande, wenn grenznahe AKW und AKW in aller Welt mit Brennelementen "Made in Germany" beliefert werden? Radioaktivität macht keinen Halt an der Grenze.

Dem Export von Brennelementen, den Versorgungstransporten der Atomindustrie, muss ein Ende gesetzt werden – und zwar sofort!

Eine Gelegenheit, sich darüber aktivistisch auszutauschen gibt es im Sommer beim

Internationales Antiatom-Camp in Narbonne (Frankreich) vom 6. – 12. August 2018

Infos unter: urantransport.de

Schwerpunkt werden internationale Vernetzung und Atomtransporte sein. Narbonne ist Zielort zahlreicher Uranerzkonzentrat-Transporte aus Namibia über Hamburg, Osnabrück, Münster, Hagen, Köln, Koblenz und Trier.

Dort wird das Uran chemisch in UF4 umgewandelt. Die Fracht wird anschließend weiter gefahren, um in UF6 umgewandelt zu werden und zu Brennelementen gefertigt zu werden. Bei jeder Etappe werden Arbeiter*innen kontaminiert, bei jeder Etappe entsteht schwach- bis mittelradioaktiver Müll, bei jedem Atomtransport kann sich ein Unfall ereignen.

In der Anlage in Narbonne erkranken auffällig viele Menschen an Krebs, insbesondere an Leukämie. Michel Leclerc, einem an Leukämie erkrankten Mitarbeiter, den ich für die Zeitschrift Graswurzelrevolution 2014 interviewen durfte, wird beim Camp in Narbonne dabei sein. Es wird für Übersetzung und Dolmetscher*innen gesorgt. Bildet Fahrgemeinschaften nach Narbonne!

Wer nicht so weit fahren will, kann sich auch hier vor Ort engagieren. Wir brauchen Menschen, die Atomtransporte beobachten und melden. Ob im Hamburger Hafen oder an der Strecke zwischen Hamburg und Gronau, Hamburg und Trier. Atomtransporte werden im Geheimen durchgeführt – Informationen gelangen nur dank unserer Arbeit vor Ort an die Öffentlichkeit.

Ansonsten ist Unterstützung bei meinem Prozess in Hamburg-Harburg am 4. Juli 2018 um 9:30 Uhr gern gesehen. Es geht um die achtstündige Luft-Blockade eines Atomtransportes bei seiner Abfahrt vom Terminal von C.Steinweg im Hamburger Hafen 2014. Der Zug hatte die Uranfabrik Narbonne zum Ziel. Die Aktion war eine große, wichtige Unterstützung für den Widerstand in Narbonne und hat einige Ideen hervorgebracht… 2017 wurde ein UF4-Zug dort mit einer Kletteraktion zwei Stunden blockiert. Gemeinsam sind wir stark!

Ich bin davon überzeugt, dass kreative Aktionen unsere beste Waffe sind! In diesem Sinne muss der Widerstand auf Straße, Schiene, Wasser und in der Luft weiter gehen!"